Gottfried Hirnschall, Leiter des Aids- und Hepatitis-C-Programms der WHO, präsentierte am Donnerstag den Bericht zur weltweiten Verfügbarkeit der neuen Hepatitis-C-Therapie.

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Genf – Rund eine Million Menschen mit chronischer Hepatitis C sind bereits durch die neuen hochwirksamen Arzneimittel geheilt worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies am Donnerstag in einem Bericht darauf hin, dass das vor allem durch Preissenkungen bei den neuen, direkt wirkenden Hepatitis-C-Arzneimittel möglich wurde. Allerdings haben 80 Prozent der Betroffenen weltweit noch keinen Zugang zur antiviralen Therapie.

"Als die direkt wirkenden antiviralen Medikamente (DAAs, Anm.) erstmals für die Behandlung der Hepatitis C im Jahr 2013 zugelassen worden sind, gab es große Ängste, dass ihr hoher Preis sie für die mehr als 80 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis unerreichbar machen würde", schreiben die Autoren des WHO-Berichts. Es handelt sich um Wirkstoffe, die direkt in den Vermehrungszyklus der Hepatitis-C-Erreger eingreifen: Sie hemmen die HCV-Polymerase, die HCV-Protease oder den Replikationskomplex (NS5A) der Viren. Pro Jahr fordert die chronische Hepatitis C weltweit rund 700.000 Todesopfer, vor allem durch Leberversagen und Leberkarzinome.

Medikamente nur für 20 Prozent der Patienten

In der Therapie werden zumeist zwei der unterschiedlichen Wirkstoffe bzw. Wirkungsmechanismen kombiniert. Die Heilungsrate beträgt über 95 Prozent. Der anfängliche Preis für eine dreimonatige Therapie mit den weitgehend nebenwirkungsfreien Arzneimitteln betrug rund 85.000 Dollar (78.000 Euro). Selbst in Staaten wie Österreich wurde eine Unfinanzierbarkeit befürchtet.

Mittlerweile konnte die Situation in Staaten wie Argentinien, Brasilien, Ägypten, Georgien, Indonesien, Marokko, Nigeria, Pakistan, den Philippinen, Rumänien, Ruanda, Thailand und der Ukraine durch unterschiedliche Strategien entschärft werden: durch das Aushandeln niedrigerer Preise sowie durch die Lizenzvergabe an Generikaunternehmen und lokale Produktion.

"Zum Beispiel fiel der Preis für eine drei Monate lange Therapie in Ägypten von 900 Dollar (825 Euro) im Jahr 2014 auf 200 Dollar (185 Euro) im Jahr 2016", heißt es von der WHO. "Es ist eine vorrangige Angelegenheit von uns, den Zugang zu diesen Medikamenten gegen Hepatitis C so breit wie möglich zu machen", wurde der aus Österreich stammende Leiter des Aids- und Hepatitis-C-Programms der WHO, Gottfried Hirnschall, zitiert. Trotz aller Erfolge hätten aber noch 80 Prozent der Betroffenen keinen Zugang.

Therapiekosten auch in Österreich gesunken

Das ist auch noch weiterhin durch die Preise für Medikamente wie Sofosbuvir und Daclatasvir et cetera bedingt. In Brasilien kostet eine dreimonatige Therapie mit diesen beiden Wirkstoffen 9.400 Dollar (8.635 Euro), in Rumänien rund 79.000 Dollar (72.570 Euro).

Auch in den reichsten Staaten der Erde, zum Beispiel in Österreich, ist der kostenlose Zugang zu den Arzneimitteln beschränkt. So muss die Ersteinstellung für Patienten in Österreich in einem Zentrum erfolgen. Die wesentliche Voraussetzung ist das Vorliegen einer chronischen Hepatitis C und eine dokumentierte Vernarbung der Leber (Fibrose), wobei der Status in vier Stadien eingeteilt wird (0, bzw. I bis IV). Vor allem aus Kostengründen war die Behandlung anfänglich nur für Patienten im Stadium III und IV (Fibrosestadium IV entspricht einer Leberzirrhose; Anm.) möglich. In Österreich werden mittlerweile Patienten ab Fibrosegrad II auf Krankenschein behandelt.

Die Wiener Gastroenterologin Petra Munda sagte anlässlich des Welthepatitistags zur Situation in Österreich: "Mittlerweile sind die Behandlungskosten pro Patient auf 20.000 bis 30.000 Euro gesunken und die Therapie günstiger als die alte injektionsbasierte Behandlung." Die älteren Interferontherapien hatten einen deutlich geringeren Wirkungsgrad bei erheblich mehr Nebenwirkungen. (APA, 27.10.2016)