Die ersten Bäcker im Slum von Nairobi haben bereits eine Stelle in der Privatwirtschaft gefunden.

Foto: Eric Frey

Auf einem Fußballfeld inmitten von Korogocho, einem der größten Slums von Nairobi, erzählt Otto Hirsch vom Versprechen, das sein Leben verändert hat. Schwester Lydia hatte sich jahrelang um Volksschulkinder in dem kenianischen Elendsviertel gekümmert und lag im Jahr 2012 mit Brustkrebs im Sterben. "Übernimm die Verantwortung für meine 1000 Kinder", habe sie ihm damals gesagt, und am Tag vor ihrem Tod sagte der Besitzer eines Malereibetriebs aus dem oberösterreichischen Leonding zu.

Entstanden ist daraus Hope for Future, eines der größten privaten österreichischen Hilfsprojekte in Afrika, das das Leben tausender junger Menschen in Korogocho verändert hat. Neben den Schulen, wo inzwischen 3000 Kinder unterrichtet werden, und einem Sozialzentrum hat der heute 62-jährige Unternehmer mit Gleichgesinnten die Acakoro-Fußballakademie gegründet und eine Bäckerei errichtet, wo der österreichische Bäckermeister Thomas Huber Lehrlinge ausbildet – ein in Kenia unbekanntes Konzept.

Fußball als Stolz

Am Nationalfeiertag waren Außenminister Sebastian Kurz und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl im Zuge ihrer Afrikareise in Korogocho zu Besuch. Die Sonne ging schon unter, als sie sich am Fußballfeld mit den jungen Kickern fotografieren und durch die Bäckerei führen ließen. Der Konvoi war auf den ungepflasterten Straßen zwischen den Hütten, in denen rund 200.000 Menschen von meist 40 Cent am Tag leben, steckengeblieben.

Der Stolz von "Hope for Future" ist die Fußballakademie. Leiter ist Stefan Köglberger, Sohn der LASK- und Austria-Legende Helmut Köglberger, und Coach Stanley Okumbi ist vor kurzem auch Nationalteamtrainer geworden – trotzdem bleibt er in Acakoro. Zweimal ist die U11-Mannschaft zum Donauauencup nach Österreich gereist und hat gewonnen.

"Es geht hier auch um Erziehung, denn spielen dürfen die Kinder nur, wenn sie in die Schule gehen", sagt Hirsch, der als Projektleiter viermal im Jahr nach Nairobi kommt. Er hat inzwischen seinen Malbetrieb verkauft.

Bäckerei als Hoffnung

Die größten Hoffnungen setzen Hirsch und seine Mitkämpfer aber in die African Angel Bakery, die seit dem Vorjahr ein kalorienreiches Weißbrot und Spitzkekse für die Slumbewohner sowie Gebäck für Botschaften und andere zahlungskräftige Kunden produziert. Hauptsponsor ist Kornspitz-Erfinder Backaldrin, der 150.000 Euro in das Projekt gesteckt hat. Zwölf Bäcker und 49 Mitarbeiter arbeiten in der Backstube und in den mehr als ein Dutzend Shops.

100.000 Laib Brot und 42.000 Kekse werden pro Woche verkauft, sagt Betriebsleiter Huber. Die ersten Bäcker haben Jobs in der Privatwirtschaft gefunden. "Das ist duale Ausbildung auf österreichischem Niveau", sagt Hirsch. Viele der Jugendlichen hatten zuvor auf einer Müllhalde Verwertbares gesammelt. Noch arbeitet die Bäckerei nicht kostendeckend, aber die Lücke wird kleiner. Wirft sie Gewinne ab, sollen diese in die Schulen fließen. (Eric Frey aus Nairobi, 28.10.2016)