Sportminister Doskozil will Förderung aus einer Hand.

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Wien – Spätestens mit dem Erlöschen des olympischen Feuers in Rio de Janeiro ist die Diskussion um Sinn und Unsinn des aktuellen Sportförderungssystems in Österreich, nun ja, neu aufgeflammt. Die vom Duo Tanja Frank und Thomas Zajac – sie Korporal, er Zugsführer – vor Rio ersegelte Bronzemedaille hat den doppelt zuständigen SP-Minister Hans Peter Doskozil zwar erfreut, aber nicht vom klaglosen Funktionieren der Strukturen überzeugt.

Schon Ende August hatte Doskozil die Bündelung aller Spitzensportförderungsmaßnahmen in einer von Experten geführten Gesellschaft angekündigt. Mittlerweile wähnt man sich im Ministerium schon einen Schritt weiter. Ein mit den Fachverbänden abgesprochener und mit dem Koalitionspartner abzustimmender Gesetzesvorschlag soll in Kürze als Diskussionsgrundlage vorliegen. "Es gibt einfach zu viele Förderstellen, zu viele Bereiche, die mitsprechen", sagte Doskozil am Donnerstag und redete einmal mehr einer zentralen Förderstelle das Wort, die vor dem Abklopfen auf die steuerrechtlich günstigste Organisationsform den Arbeitstitel GmbH trägt. Ihr sollen zwei einem Aufsichtsrat berichtspflichtige Geschäftsführer vorstehen.

Alle aktuellen Förderstrukturen sollen, soweit es in Doskozils Macht steht, in dieser GmbH aufgehen – das derzeit noch weitergeführte Projekt Rio, das Team Rot-Weiß-Rot, die Sporthilfe, der Bundes-Sportförderungsfonds und die Bundessporteinrichtungen GmbH. Die neue zentrale Förderstelle könnte mit rund 120 Millionen Euro budgetieren. Weder Ex-Politiker (zumindest innerhalb einer Karenzzeit) noch Förderempfänger wie etwa Fachverbandspräsidenten sollen in der GmbH eine maßgebliche Rolle spielen dürfen. Auch Doskozil selbst nicht, "weil ich dort Sportexperten brauche und will, die sich wirklich auskennen und wissen, was benötigen die Sportler".

Sportdachverbände bleiben unangetastet

Lediglich die Sportfördermittel der Länder – vermutlich noch einmal gut 100 Millionen – können nicht in die noch zu benennende neue Dachorganisation einfließen. Doskozil begründet das mit höchst unterschiedlichen Fördermodellen. Unangetastet bleiben auch die Sportdachverbände, die Doskozil von Gesetzes wegen gar nicht antasten kann. Und selbst, wenn er könnte, wollte er nicht.

Auch Doskozil propagiert übrigens wie viele seiner Vorgänger die Abkehr vom Modell Gießkanne, also der gleichmäßigen und weniger zweckmäßigen Förderung aller Ansuchenden. Allerdings wird es nicht ganz ohne gehen, bekennt sich der Minister doch zu einer gewissen Grundförderung von Verbänden, auch wenn diese nicht unbedingt die großen Spitzensporterfolge versprechen.

Weil natürlich auch im eigenen Haus Optimierung immer möglich ist, kündigte Doskozil die mittelfristige Aufstockung von bisher 190 auf bis zu 300 Stellen für Spitzensportler im Bundesheer an. (Sigi Lützow, 28.10.2016)