Das war wenig von Dominic Thiem.

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Wien – 44 unerzwungene Fehler bei nur zehn Winnern sprechen eine deutliche Sprache: Dominic Thiem war am Donnerstag im Achtelfinale der Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle weit von seiner Bestform entfernt und unterlag dem Serben Viktor Troicki nach 1:25 Stunden mit 2:6, 5:7. Damit muss Thiem weiter auf sein zweites Wien-Viertelfinale nach 2013 warten.

"Ich glaube, dass es einen ziemlichen Leistungsabfall gegeben hat im Vergleich zur ersten Runde", konstatierte Thiem. "Ich habe einen schlechten Start erwischt, der erste Satz war dann eh schnell weg, und ich habe mich auf den zweiten konzentriert", erklärte der Weltranglisten-Neunte. In diesem seien einige Chancen da gewesen – konkret ließ der Niederösterreicher nicht weniger als sieben Breakbälle ungenützt. "Teilweise habe ich da zu viel, teilweise zu wenig gemacht. Ich habe nie die richtige Mitte gefunden, und er hat auch gut serviert bei Breakbällen. Die Niederlage geht leider in Ordnung."

"44 Fehler, das sind klar zu viele"

Der diesjährige French-Open-Halbfinalist wollte seine Leistung nicht als katastrophal einstufen, als er jedoch von seiner Fehlerstatistik hörte, war er doch alles andere als angetan. "44 Fehler, das sind klar zu viele." Mit dem Druck, dem er bei seinem Heimturnier ausgesetzt ist, habe das nichts zu tun. "Ich wollte aus welchem Grund auch immer teilweise nicht die Rallyes gehen, was normale meine große Stärke ist."

Grundsätzlich habe er aber für Wien keine so große Erwartungshaltung gehabt. "Wenn man sieht, wie ich in den Wochen seit den US Open gespielt habe, wäre es eine Riesenüberraschung gewesen, hätte ich da jetzt alles niedergerissen." Das Ergebnis spiegle seine aktuelle Form wider.

Keine Ausreden

Weder ein spätes Doppel am Vorabend noch körperliche Mankos wollte Thiem als Ausrede gelten lassen. "Sicher fehlt ein bisschen die Selbstverständlichkeit, vielleicht ist es damit zu erklären." Sowohl im ersten Match gegen Gerald Melzer als auch im Training habe er den Ball gut auf dem Schläger gehabt. Nun will er sich in einigen Einheiten bis zum nächsten Einsatz – seinem vorletzten oder letzten des Jahres – auf Paris-Bercy vorbereiten. Und im Kampf um einen Platz bei den ATP-Finals der besten acht Spieler des Jahres hat er noch immer gute Karten. "Natürlich werde ich ein bisschen auf Basel schielen, schauen, was die Konkurrenten machen, und hoffen, dass es sich für London ausgeht."

Voraussichtlich am Samstag wird er nach Paris zum letzten ATP-Masters-1000-Turnier des Jahres fliegen. "Ich weiß jetzt nicht genau, was ich erreichen muss. Ich schaue, dass ich ein paar Runden gewinne, und ich glaube, das sollte dann reichen." Tomas Berdych hat in Wien gleich, David Goffin ebenfalls am Donnerstag in Basel verloren. "Ich gehe mit einem ganz guten Polster nach Paris", sagte Thiem. "Es war eine super Saison, und es wäre die absolute Krönung. Wenn es jetzt trotz der sehr guten Ausgangsposition nicht klappen sollte, dann werde ich trotzdem nicht so traurig sein."

Immerhin

Viele Mühe hatte Andy Murray, der sich vor rund 7.000 Zuschauern gegen den starken Franzosen Gilles Simon nach 2:41 Stunden mit einem 4:6, 6:2, 6:2 für das Viertelfinale qualifizierte. "Ja, das war ein langes Match mit vielen langen Rallyes und langen Games. Zeitweise war die Qualität des Spiels gut, teilweise ziemlich schlecht", sagte Murray. "Aber es ist immer schwer, gegen Gilles, weil er sich extrem gut bewegt. Und manchmal ist es so: Je härter man den Ball schlägt, desto schneller kommt er zurück."

Murray stellte in direkten Duellen mit dem Franzosen bereits auf 16:2 Siege und steuert auf seinen zweiten Wien-Titel nach 2014 zu, den siebenten in diesem Jahr. Am Freitag trifft er (nicht vor 19 Uhr) auf den US-Aufschlagriesen John Isner.

"Morgen werde ich viele Asse bekommen, das weiß ich sicher", scherzte Murray. Der Weltranglistenzweite hatte sich unmittelbar nach dem Marathonmatch auch in der Ö3-Challenge zehn ausgewählten Hobbyspielern gegenübergestellt, die allesamt versucht hatten, dem Schotten ein Ass zu schlagen – erfolglos. Isner wird es dem derzeit besten Spieler auf der Tour wohl schwerer machen. (APA, 27.10.2016)