Die Begeisterung für den Sparefroh hält sich immer mehr in Maßen.

Foto: apa/Margit-Schmid-Weihs

Wien – Niedrigzinsen hin oder her: Für die Österreicher ist Sparen immer noch so etwas wie ein Volkssport. Rund 216 Euro pro Monat legen sie im Schnitt beiseite. 2006 waren es 132 Euro, 2011 lag der Betrag bei 168 Euro. Doch wenn sich Kinder früher auf den Sparefroh – 60 Jahre hat er bereits auf dem Buckel – gefreut haben wie auf Weihnachten, so hat sich der Weltspartag heute erschöpft. Sparer lassen sich immer weniger auf einen Tag festnageln. Die Banken halten aber weiterhin daran fest. Man tut, was man kann.

Bei der Raiffeisenbank setzt man auf Tradition. Damen im Dirndl sollen's richten und den Großen und Kleinen den Weg zum Gabentisch weisen. Doch Kundschaft tröpfelt nur spärlich ein, zeigt ein Lokalaugenschein am Freitagvormittag in Wien. Mit Brezeln und Saft aus Dreh-und-Trink-Plastikflaschen aus den guten alten Zeiten ist jedenfalls für das leibliche Wohl gesorgt. Bei den Geschenken die üblichen Verdächtigen wie Malsets und Fahrradklingeln. Woran das überschaubare Interesse liege? Ein Bankmitarbeiter macht die Verschiebung des Weltspartags dafür verantwortlich. Der wurde aufgrund des Allerheiligenfeiertags vom 31. Oktober schlichtweg auf den 28. gerückt. Für den Mitarbeiter ist der Weltspartag dennoch ein "Bankfeiertag": "Den gab's schon immer. Seit meiner Kindheit."

Auf und Ab

Auch bei der Unicredit hält sich die Begeisterung in Grenzen. Der Weltspartag mag zwar nicht mehr für so viele zeitgemäß sein, aussterben würde er als Spezies aber nicht, gibt er sich optimistisch, so ein Angestellter, der schon länger im Geschäft ist. Und, fast als ob er sich selbst überzeugen wollte: "Das mit der Kundschaft geht so auf und ab." Mit den Händen zeichnet er einen Wellengang bei stürmischer See in die Luft. Völlige Ruhe dagegen in der Volksbank. Nichts deutet auf einen Spartag hin. Hier gilt die Weltsparwoche. Und die verläuft dezent: erst der Bankschalter, dann die Präsente. Diese liegen derweil verborgen in einer für den Kunden erst einmal nicht sichtbaren Schachtel.

Die Erste nimmt ihre Kundschaft schon auf der Straße in Empfang. Mit angemieteten Personal in Sparefrohkostümen. Auch in dieser Filiale weitgehend ruhiges Geschäft. "An vielen Schulen wird schulautonomer Tag sein. Viele Familien werden wohl weggefahren sein", so der Tenor. Und, mit etwas Wehmut: "Kein Vergleich zum letzten Jahr." Onlinebanking sei wohl nicht der Grund für den Weltsparerschwund.

Dass Masse nicht immer unbedingt mit Maß zu tun hat, beweist derweil eine Kundin. Fünf Geschenke brauche sie – für ihre fünf Kinder. Die bekommt sie auch. Bei der Bawag hätte sie weniger Glück gehabt: Hier ist und bleibt der Weltspartag am 31. Oktober. "Das war immer so, das wird sich nicht ändern", so ein Angestellter hinter seinem Schreibtisch. Vor großem Andrang scheint er gefeit. Eine Folge der Nullzinspolitik, wie er meint. Geschenke? Gibt's auch nicht. Höchstens einen Standkalender für Erwachsene und ein Geldbörserl für Kinder. "Was wollen S' denn mit dem Klumpert? Wir spenden lieber." (ch, 28.10.2016)