Wien – Wenn man die Titelmotive zu einigen seiner bekanntesten Arbeiten aus den 1970er- und 1980er-Jahren ohne die dazugehörigen Filmbilder hört, mag das zwar aus heutiger Sicht mitunter etwas unbeholfen und arg banal klingen. Immerhin wurden Synthesizer damals noch mit Dampf betrieben. Dennoch muss US-Regisseur John Carpenter abseits seines Hauptberufs heute längst nicht nur als eine zentrale Figur des Horror- und Endzeitfilmgenres angesehen werden. Auch für die elektronische Musik gilt er längst als prägend.

US-Regisseur John Carpenter ("The Fog", "Dark Star", "The Thing" etc.) wird kommenden Donnerstag in der Wiener Stadthalle seine selbstkomponierten Soundtracks mit Band live aufführen.
Foto: Barracuda Music

Der heute 68-jährige Regisseur und Komponist blickt auf eine reiche (und in den letzten beiden Jahrzehnten leider kommerziell ins Stocken geratene) Karriere zurück. Bereits 1974 erreichte sie mit dem Science-Fiction-Film Dark Star einen frühen Höhepunkt. Es folgten bis herauf in die 1980er-Jahre Klassiker wie Assault on Precinct 13, Halloween, The Fog, Escape from New York, The Thing oder They Live. Anfangs auch aus Zeit- und Geldmangel komponierte und spielte Carpenter die dazugehörigen Soundtracks lieber selbst auf analogen und heute wieder hochgehandelten Synthesizern ein als sich mit teuren Orchester-Scores und störrischen Tonsetzern herumzuschlagen.

Sacred Bones Records

Mit Synthesizern hatte sich der gelernte Rock-'n'-Roll-Musiker schon früh zu beschäftigen begonnen. Aus den technischen Beschränkungen der 1970er-Jahre heraus entstand folgerichtig eine eigene Ästhetik. Sie war und ist speziell auch minimalistisch, simpel und repetitiv angelegt. Pochende Bassmotive im Zweitonbereich, sture Drum-Patterns und verhallt abgemischte, melancholische Kinderliedmelodien im die Ohren piksenden, rechts außen liegenden Keyboardtastenbereich kennzeichnen bis heute die Musik Carpenters. Heruntergedimmt wird das Ganze in einem mit Neonlicht ausgeleuchteten Kühlschrank, in dem aber auch Heavy-Metal-Gitarren wohnen können, wenn Die Klapperschlange durchs postapokalyptische New York hetzt. Für Eilige: Die Titelmelodie zu David Hasselhoffs Knight Rider ist eindeutig von Carpenter beeinflusst.

Sacred Bones Records

Heute berufen sich zahlreiche junge Musiker wie das von seinem Soundtrack zur Netflix-Serie Stranger Things bekannte Duo Survive, Cliff Martinez, der Mann hinter den Soundtracks für Drive und The Neon Demon, Acts wie Zombi oder Carpenter Brut oder Vatican Shadow und Oneohtrix Point Never sowie das gesamte aktuelle Synth-Wave-Genre auf ihn.

Seit seinem Horrorfilm The Ward von 2010 hat sich John Carpenter mit den Alben Lost Themes und Lost Themes II ausschließlich auf die Musik konzentriert. Am Donnerstag, 3. November, gastiert er mit Band live in Wien. (Christian Schachinger, 31.10.2016)