Nico Marchetti will über Themen wieder "tabulos diskutieren dürfen".

Foto: ÖVP Wien

Wien – Wenn die Junge ÖVP Wien am Samstag ihren 30. Parteitag begeht, soll das Anfang und Ende gleichzeitig sein. Die bisherige Sitzungs"kultur" will man aufgeben. Stattdessen tauft man das neue Treffen "Wientag", die Veranstaltung soll Parlamentscharakter haben – und jeder darf einen Antrag einbringen. Der Wiener Landesobmann Nico Marchetti fordert, man müsse über Themen wieder "tabulos diskutieren dürfen".

Das wollen die jungen Schwarzen am Samstag gleich einmal selbst vorleben. Ein Antrag etwa will gleich mit einem ÖVP-Tabu Schluss machen: Gefordert wird, eingetragene homosexuelle Partnerschaften der Ehe komplett gleichzustellen. Ein zweiter Antrag ist auch unter Jung-VPlern nicht ganz unumstritten: Legalisierung von Cannabis, bei gleichzeitiger Sonderbesteuerung des Verkaufs. Marchetti: "Darüber wird heiß diskutiert." Was dabei rauskommt, könne man nicht voraussehen, "wenn etwas weitergehen soll, müssen alle die Kontrolle abgeben".

Abschaffung der Quote

Wer das tut, läuft Gefahr, manchmal auch ein wenig retro daher zu kommen. Etwa beim Thema Gleichstellung: So beschäftigt sich ein Antrag mit der Abschaffung aller Quotenregelungen, da die einem "fairen Wettbewerb" entgegenstünden. Dafür soll (anderer Antrag) die Wehrpflicht auf Frauen ausgeweitet werden.

Apropos: Ist die JVP eine Männerpartie? "Wir bemühen uns, es nicht zu sein", sagt Marchetti elegant. Drei von vier Arbeitsgruppen im Vorfeld seien von Frauen geleitet worden – die hätten nur besser delegiert und die Männer die Anträge schreiben lassen. Tatsächlich zeichnet für einen einzigen von 28 Anträgen eine Frau mitverantwortlich. Insgesamt sei die ÖVP in der Vergangenheit "eine Macho-Partie" gewesen, sagt Marchetti, das wolle man ändern. Bundesobmann Sebastian Kurz sei total dafür. Beim Wientag ist er "leider aus Termingründen nicht dabei". (stui, 29.10.2016)