Dieser kluge Kopf machte Servus TV ganz groß – Auflösung unten.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Langsam trudeln ORF-Chef Alexander Wrabetz und andere Küniglberger, "Presse"-Herausgeber Rainer Nowak und "Horizont"-Herausgeber Oliver Stribl dieser Tage von einer gemeinsamen Studienreise nach New York ein. Ex-ORF-Direktor Richard Grasl wird noch diese Woche in seinem neuen Job landen. Und Österreichs Fernsehsender landen im Oktober – da und dort – auf originellen Marktpositionen. Servus TV zum Beispiel vor ATV und Puls 4 und knapp hinter ORF 1 – aber nur kurz. Warum das gelang? Es war nicht, was Sie vielleicht vermuten.

Medienreisebüro Kobza-Pelinka-Steinberger-Kern

Das Medienreisebüro "Innovation Club" von Niko Pelinka, Digitalinvestor Markus Wagner, Werber Rudi Kobza und Unternehmensberaterin Eveline Steinberger-Kern brachte wieder einmal eine illustre Runde von Medienmanagern und Journalisten zusammen und in die USA, nach dem Silicon Valley nun nach New York. Soweit bekannt ohne 200-Kilo-Betonbild (wie zuletzt die Dichands, aber die waren ja gleich ein ganzes Jahr da).

Beim Jungmedienweltkonzern "Vice" schaute der Medien-Tross vorbei, bei der etwas traditionsreicheren "New York Times" und bei den Fernsehmachern WNET. Man darf gespannt sein, welche für's Publikum erkennbaren Erkenntnisse sie mitgebracht haben – von schmucken Selfies vor dem "Vice"-Büro-Braunbären "Juice Box" abgesehen.

Diese drei Herren gehören keineswegs zur Medienreisegruppe aus Österreich: Diese drei "Vice"-Mitarbeiter haben den "Vice Sales Bear" nur im August 2010 ins Büro gebracht. Wer weiß, wo suchen, findet freilich Österreicher-Selfies mit "Juice Box" auf Facebook.
Foto: Vice.com

Grasl landet

Welche präparierten Fellträger Richard Grasl in seinem neuen Büro aufstellt, lässt sich noch nicht absehen. Der ab Montagabend Exfinanzdirektor des ORF wird diese Woche nun wirklich seinen (ersten) neuen Arbeitsplatz beziehen, wie Vermieter Daniel Kapp inzwischen bestätigt hat.

Grasl wird in der Agentur des Expressesprechers des Exvizekanzlers Josef Pröll an der Wiener Innenstadtadresse Tuchlauben 8 in der Daniel Kapp Strategic Consulting & Responsible Communication GmbH ein neues Berufsleben beginnen. Kolportiertermaßen als Berater der Mediaprint für Bewegtbild, wie berichtet. Das bestätigt aber noch keiner.

Roter Riese

Drüben in der roten Medienwelt sortiert der Plakatriese Gewista gerade wieder ein bisschen um: Der Außenwerbe-Marktbeherrscher will seine bisher 24,9 Prozent an der Grazer Plakatfirma Ankünder auf 33 Prozent aufstocken (der Rest gehört der Stadt Graz). Die Ankünder bekommt bei der Gelegenheit 49 Prozent an der Gewista-Tochter Megaboard. Und die Gewista wiederum bringt ihr Plakatgeschäft in Tirol und Vorarlberg in die Salzburger Plakatfirma Progress ein – die Gewista und Ankünder gehört.

Wer hier noch durchblickt und etwas gegen diesen Ringelreihen hat, sollte sich noch diese Woche bei der Wettbewerbsbehörde oder dem Bundeskartellanwalt melden. Dann endet nämlich die Frist für Äußerungen zum Thema. Aktenzahl: BWB/Z-3250.

Fernsehen: die Oktober-Quoten

Womit wir endlich bei den Zahlen wären. Zum Beispiel bei den Fernsehmarktanteilen für Oktober – vorläufige Werte, der Oktober endet ja erst am Montag, die Quoten kommen am Dienstag. Hier der Stand, so aktuell wie verfügbar – ziemlich frisch und wohl schon recht nahe am Endergebis.

Wieder einmal nach unten bewegen sich die ORF-Hauptprogramme ORF 1 und ORF 2 im Oktober: 31 Prozent Marktanteil hatten sie gegen Ende der vorigen Arbeitswoche gemeinsam. Vor einem Jahr waren es noch 33,3 Prozent. Im Oktober 2014 waren es 31,8 Prozent.

An diesem Wochenende tendierte der ORF-Monatsmarktanteil eher noch ein wenig nach unten Richtung 30,8. ORF 1 lag nach zuletzt verfügbaren Daten mit rund 9,3 Prozent ein Stück unter den 10,5 des Vorjahres; ORF 2 mit 21,5 Prozent gegenüber 22,8 ebenso.

Nach den verfügbaren Daten tendiert ATV im Oktober beim Publikum ab zwölf Jahren Richtung 2,6 Prozent (nach 2,9), Puls 4 Richtung drei Prozent nach 3,2. Servus TV dürfte auf zwei Prozent kommen (nach 1,7 vor einem Jahr).

Hallo, Zielgruppe!

In der Werbezielgruppe der Zwölf- bis 49jährigen dürfte der Oktober übrigens grob so aussehen: 12,6 Prozent für ORF 1 und für ORF 2 10,6 Prozent, ORF gesamt 23,2 Prozent. ATV etwa 3,7, Puls 4 3,8 und Servus 1,7.

Die Rechtsfrage nach den "Hangar"-Quoten

Zwischendurch lag Servus TV im Oktober gar beim Publikum ab zwölf Jahren vor ATV und Puls 4. Nein, das lag nicht an den zuletzt durchaus aufmerksamkeitsstarken Gästelisten des "Talk im Hangar 7" mit dem gern pointiert formulierenden Frauen- und Männerrechtler Marcus Franz und dem Außenrechtler Martin Sellner, Sprecher der "Identitären".

Talk im Hangar: "Darf man Rechtsextreme einladen?"
Foto: ServusTV / Carmen Schrettl

Die "Gleichmacherei" von Mann und Frau am 27. Oktober schaffte es immerhin auf Platz 8 der quotenstärksten Hangar-Talks 2016 – mit 40.000 Zuschauern im Schnitt. Die noch weit heftiger diskutierte Sendung davor (Thema nach Absagen wegen Sellner: "Darf man Rechtsextreme einladen?") verfolgten im Schnitt 32.000 – Platz 13 in den Jahrescharts.

Beste Sendung dieses Jahres (bisher) war übrigens "Bioweltmeister Österreich: Essen wir wirklich so gesund?" im Febuar mit Tobias Moretti und Sarah Wiener auf dem Podium. Mit 58.000 Zuschauern im Schnitt.

Die geringste Quote 2016 auf dem 22.15-Sendeplatz brachte übrigens: "Eine bessere Welt ist möglich – Promis packen an" im März mit Peter Maffay, Chris Lohner, Extrembergsteiger Thomas Huber und Sonja Klima, Präsidentin der Ronald McDonald Kinderhilfe. 12.000 waren im Schnitt dabei.

"Medienpartnerschaft" mit Europa-Verteidigern

Die Quotenspitze im Oktober lag auch eher nicht etwa an der Sympathie der Zielgruppe selbst ernannter "Verteidiger Europas", die Servus TV als "seriöses Medium" eine "Ausnahmegenehmigung" zum Dreh auf ihrem Kongress in Linz erteilten. Während für andere laut vertwitterter Eröffnungsrede galt: "Die Mainstream-Medien bleiben heute draußen. Diesen Platz haben sie durch ihre Berichterstattung vorab selbst gewählt."

Laut Verteidiger-Account auf Twitter ist "Servus TV mit uns eine Medienpartnerschaft eingegangen".

Wie Servus TV ATV und Puls 4 überholte

Aber wie überholte Servus TV nun im Oktober Puls 4 und ATV? Nur kurz jedenfalls. Aber in Summe immerhin einen ganzen Tag – am 15. Oktober war's. 4,3 Prozent Tagesmarktanteil beim Publikum ab zwölf Jahren schaffte der Sender von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz an diesem Samstag. Puls 4 kam auf 2,6 Prozent, ATV auf nur 1,7. Und ORF 1 war mit 5,4 Prozent gar nicht weit entfernt (und übrigens hinter RTL mit 6,9).

Diese beiden Entertainer verschafften Servus TV am 15. Oktober 2016 eine herausragende Marktposition: Otto Schenk und Michael Niavarani. Zugleich die Auflösung unseres Suchbild-Rätsels.
servustv.com/Servus TV

Womit konnte Servus an diesem Samstag mitten im Oktober punkten: Mit zwei nicht mehr ganz jungen Herren, die sich auf der Bühne entspannt über ihr Leben, das Universum und den ganzen Rest unterhalten – und damit auf das Trefflichste das Pubikum: Otto Schenk und Michael Niavarani. Mit im Schnitt 272.000 Zuschauern und herausragenden sechs Prozent Marktanteil im Hauptabend.

"Schlag den Star" bei ProSieben hatte an dem Abend fünf Prozent Marktanteil. "Der Lieferheld – Unverhofft kommt oft" im ORF-Hauptabend auch nur sieben Prozent beim Gesamtpublikum. "Ronin" bei Puls 4 drei Prozent.

Was offenbar nicht kommt, Abteilung Red Bull

Noch einmal Red Bull Media House, diesmal gedruckt. Und zum Schluss dieser kleinen Etat-Wochenschau ein Abstecher in die Rubrik: Was – jedenfalls offenbar – nicht kommt.

Freitag streifte die Etat-Redaktion das Gerücht, Red Bull stelle das aufwändige, gedruckte Wissensmagazin "Terra Mater" ein. Anfragen im Media House ergaben: Der eine oder andere, der davon wissen sollte, ließen wissen, er oder sie wisse nichts von einer Einstellung.

Aus dem Inhaltsverzeichnis der Oktober-November-Nummer von "Terra Mater".
Foto: Terra Mater / Red Bull Media House

Offizielle Auskunft, über dieses wohl verneinend gemeinte Unwissen hinaus: "Wir arbeiten laufend daran, unsere Produkte weiterzuentwickeln und zu verbessern." Beim "Seitenblicke Magazin" mündete die permanente Weiterentwicklung zuletzt in der Einstellung der gedruckten Ausgabe. Danach klang es am Freitag aber nicht. (fid, 31.10.2016)