Andy Murray kassiert mit seinem Sieg in Wien 500 Punkte und 428.800 Euro Preisgeld.

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Der Turniersieg war für den Briten nach Startschwierigkeiten letztlich ungefährdet.

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Wien – Zufriedenheit ist auch eine Tugend. Mit seinem Tennisjahr kann Andy Murray, aktuell Zweiter der Weltrangliste, jedenfalls zufrieden sein. Der 29-jährige Schotte sicherte sich mit einem Zweisatzerfolg über Jo-Wilfried Tsonga (31) wie 2014 den Sieg bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle: sein siebenter Titel in diesem Jahr.

Auf dem Tennisplatz wirkt Murray hingegen selten zufrieden. Obwohl es im Finale gegen Tsonga fast immer gut lief. Tsonga, immerhin Nummer 15 der Weltrangliste, war mit nur einem Satzverlust ins Finale eingezogen, konnte das Turnier 2011 gewinnen und ist bekannt für sein Angriffsspiel. Kein Tennis-Bemmerl also.

Die Halle war schon zuvor gut besucht. Österreichs Beitrag zum Finaltag, der Steirer Oliver Marach, musste sich zuvor im Doppel mit seinem französischen Partner Fabrice Martin dem Duo Kubot/Melo mit 6:4, 3:6, 11:13 geschlagen geben.

Im Einzelfinale scheiterte Außenseiter Tsonga vor allem an seinem Service. Wenn der erste Aufschlag nicht kommt, macht es gegen Murray, den wohl besten Returnspieler der Welt, keinen Spaß. Tsonga kassierte gleich ein Break, konnte sich selbst im ersten Satz keinen einzigen Breakball erarbeiten. "Ich habe im ersten Satz zu viele Fehler gemacht", resümierte er. Murray gewann Satz eins ohne Risiko mit 6:3.

Grantig und glücklich

Neuer Satz, selbes Bild: Ein schnelles Break von Murray, Tsonga bog früh auf die Verliererstraße ab. Für Murray, der heuer in Wimbledon triumphierte, noch lange kein Grund sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Der Schotte nervelte, wirkte bei Verlustpunkten wie ein Kind, dem man das Eis weggenommen hatte. Tsonga gelang mit seinem ersten Breakball der Ausgleich zum 4:4. Der zweite Satz ging in den Tiebreak – einen hochklassigen. Am Ende hieß es 8:6 für Murray. "Ich bin zufrieden" , sagte er. 2016, speziell die letzten fünf Monate, habe er "das beste Tennis seines Lebens" gespielt.

Ebenfalls zufrieden zeigte sich Turnierdirektor Herwig Straka. Die magischen 60.000 Zuschauer pro Woche konnte das Turnier zwar nicht knacken, es "waren aber um die 57.000. Bei einem Finale Murray gegen Thiem wäre mehr drin gewesen." Potenzial sei vor allem noch im Montag, das Turnier nahm mit der Partie von Jürgen Melzer am Dienstag "richtig Fahrt auf".

Als eines von insgesamt 13 500er-Turnieren hat sich Wien als Tennisadresse positioniert. Drei Top-Ten-Spieler (Murray, Berdych, Thiem), ein starkes Starterfeld und das zweithöchste Preisgeld nach Peking sorgen für Standing, auch bei den Spielern: "Den Spielern gefällt es. ATP-500 ist in Wien angekommen", sagte Straka.

Wünsche für nächstes Jahr? "Novak Djokovic." Mit dem Weltranglistenersten wird Straka beim ATP-Finale in London Gespräche führen, ihn vielleicht nächstes Jahr nach Wien holen: "Ein Turnier mit Murray, Djokovic und Thiem ist unser Traum." Dann sind alle zufrieden. (Andreas Hagenauer, 30.10.2016)