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In der umbrischen Kleinstadt Norcia ereignete sich am Sonntag das stärkste Beben seit 36 Jahren.

Foto: Reuters/Remo Casilli
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Italiens jüngstes Erdbeben ereignete sich am Sonntag um 7.40 Uhr; das Epizentrum lag bei der umbrischen Kleinstadt Norcia in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern, wie das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) bekannt gab. Nach dem Beben vom 24. August in Amatrice und Accumoli (Stärke 6,0 auf der Richterskala) und den beiden Erdstößen vom vergangenen Mittwoch zwischen Perugia und der Adriaküste war es mit einer Stärke von 6,5 mit Abstand das heftigste. Das letzte Beben dieser Stärke in Italien hatte sich im Jahr 1980 in der Region Irpinia ereignet. Damals gab es fast 3000 Tote und 9000 Verletzte; 280.000 Menschen wurden obdachlos.

Im Vergleich zur Katastrophe vor 36 Jahren ist das Beben in Umbrien glimpflich verlaufen: Laut dem nationalen Zivilschutzchef Fabrizio Curcio sind vermutlich keine Toten zu beklagen; die Zahl der Verletzten wird auf höchstens einige Dutzend geschätzt. Ein Hauptgrund ist, dass das Gebiet rund um die 5000-Einwohner-Stadt Norcia deutlich weniger dicht besiedelt ist als Irpinia. Auch sind die Häuser offenbar wesentlich stabiler gebaut worden.

Beten nach dem Beben

In Norcia, der Geburtsstadt des Heiligen Benedikts, ist beim Beben die nach dem berühmten Mönch benannte Kathedrale eingestürzt. Von der prächtigen Kirche aus dem 14. Jahrhundert ist nur die Fassade geblieben. Zahlreiche Mönche und Nonnen strömten auf die Piazza vor der Kathedrale, um zu beten.

Große Schäden hat das neue Beben in Gemeinden angerichtet, bei denen die Erde schon in den vergangenen Wochen gebebt hatte und wo nun viele Gebäude, die den bisherigen Erdstößen standgehalten hatten, eingestürzt sind. "Es ist ein Desaster, ein Desaster", sagte der Bürgermeister der Gemeinde Ussita, Marco Rinaldi, der Nachrichtenagentur Ansa.

Das Beben war in fast ganz Italien zu spüren. In Rom schwankten die Gebäude zum Teil heftig. Nach dem Beben wurden in der Hauptstadt die Metro-Züge für technische Kontrollen gestoppt; auch der Quirinalspalast, in welchem Staatspräsident Sergio Mattarella residiert, sowie die Papstkathedrale Sankt Paul wurden vorübergehend geschlossen.

Erdbebenserie reißt nicht ab

Die seit Wochen anhaltende Erdbebenserie in Mittelitalien ist für die Experten des INGV "nicht ungewöhnlich". Unter der Gebirgskette des Apennins stößt die afrikanische auf die eurasische Kontinentalplatte; wenn eine Erdfalte des Apennins dem ungeheuren Druck nachgibt, komme es zu einer Art Kettenreaktion bei den benachbarten Falten. Die nachfolgenden Beben können sich nach Stunden oder Tagen, aber auch erst nach Monaten oder Jahren ereignen. Wie lange die aktuelle Serie noch andauern wird, vermögen Experten nicht zu sagen. (Dominik Straub, 30.10.2016)