Wien – Alternative Bestattungsformen werden bei den Wienern beliebter. Auf dem Zentralfriedhof ist am Montag daher der zweite Waldfriedhof, der eine naturnahe Bestattung ermöglichen soll, eröffnet worden. 100 "Bestattungsbäume" bieten Platz für insgesamt 1.400 Urnen. Um jeden Baum werden kreisförmig zwölf Urnengräber angeordnet, in denen jeweils zwei Urnen beerdigt werden können.

"Der Trend geht in Richtung Feuerbestattung", sagte Markus Pinter, Geschäftsführer der Bestattung und Friedhöfe GmbH, bei einem Medientermin am Montag. Der Waldfriedhof sei ein Angebot, um die Angehörigen von der Grabpflege zu entlasten, da die Pflege der Grabstätte von der Natur übernommen werde. Manfred Blöch, Geschäftsführer der Friedhöfe Wien, weist auf die Attraktivität der Gedenkstätte hin. "Der Waldfriedhof ist ein Ort der Stille und der Naturnähe. Es ist eine sehr attraktive Gedenkstätte für die Trauerbewältigung." Die Asche wird in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt, das verdeutliche den Kreislauf des Lebens.

Gedenkwand aus Steinziegeln

Grabsteine und Kreuze direkt bei den Urnengräbern gibt es auf dem Waldfriedhof nicht. Stattdessen wurden für den Eingang zum Waldfriedhof hohe historische Grabsteine ausgewählt, auf deren Rückseite individuell gestaltete Gedenktafeln angebracht werden können. Zusätzlich kann der Name des Verstorbenen mit Geburts- und Sterbejahr in einen Stein graviert werden. Aus den einzelnen Steinziegeln soll nach und nach eine Gedenkwand entstehen, die zum Tor in den Friedhofswald führt.

Da das zwölfte Grab immer Richtung Norden gerichtet sei, sei eine klare Zuordnung der Grabstätten gewährleistet, so Blöch. Das Grabrecht wird für zehn Jahre erworben und kann anschließend verlängert werden. "Es gibt einen kulturellen Wandel in der Gesellschaft – jüngere Menschen wollen mit dem Friedhofsleben weniger zu tun haben", sagt Blöch. Da alternative Bestattungsformen beliebter würden, überlege man, diese auch auf anderen Wiener Friedhöfen anzubieten.

Erster Waldfriedhof an Kapazitätsgrenze

Der erste Waldfriedhof, der 2009 eröffnet wurde, sei mit 900 Gräbern bereits fast an der Kapazitätsgrenze angelangt. Der zweite Waldfriedhof kann neben den nun vorhandenen 1.400 Urnenplätzen noch um 1.500 Grabstätten erweitert werden. Rund ein Drittel der Bestattungen in Wien sind laut Blöch Urnenbestattungen. Damit stehen in Wien jährlich etwa 5.000 Urnenbestattungen rund 10.000 Sargbestattungen gegenüber.

Historische Neuigkeiten gibt es auf dem St. Marxer Friedhof: Dort wurde rechtzeitig zum 255. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart die Restaurierung und Neupräsentation des Mozartgrabs fertiggestellt, gab Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in einer Aussendung bekannt. Das Grab wurde eingefasst, Rollrasen verlegt und die Wegeführung durch Stahlkanten befestigt. Eine Infotafel erläutert Geschichte und Erscheinungsbild von Mozarts letzter Ruhestätte. Bereits für das Mozartjahr 2006 wurden die abgebrochene Säule und der Engel mit der gesenkten Fackel, die das Erscheinungsbild des Grabes prägen, restauriert. (APA, 31.10.2016)

Foto: APA/Herbert Neubauer
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