Wien – Das Pilotprojekt in Wien-Mariahilf boomt, doch die weiteren Primärversorgungszentren, die geplant sind, existieren nur in der Theorie. Bei Primary-Health-Care-Ordinationen (PHC) sollen Allgemeinmediziner mit anderen Gesundheitsberufen wie Physiotherapeuten oder Diätassistenten zusammenarbeiten und durch längere Öffnungszeiten die Spitalsambulanzen entlasten. So lautet zumindest die Zielvorgabe in Wien – abseits der Ballungszentren geht es auch darum, mit PHCs die medizinische Versorgung auf dem Land sicherzustellen.

Das erste PHC startete im Vorjahr in Wien-Mariahilf, ein zweites hätte wenige Monate später in unmittelbarer Nähe des Donauspitals entstehen sollen. Doch die Suche nach Ärzten gestaltete sich schwierig, erst nach mehrmaligem erfolglosem Ausschreiben hat sich im Frühjahr ein Team aus drei Allgemeinmedizinern gefunden.

Als Räumlichkeiten kommt dank präziser Formulierung in der Ausschreibung "im Umkreis von 170 Metern des Haupteingangs SMZ-Ost – als genaue Lokalisation dient die äußere Schiebetür" nur ein Gebäude infrage. Zum Abschluss des Vertrags ist es aber noch nicht gekommen, sagt Regina Ewald dem STANDARD. Sie gehört zum Ärztinnenteam. Derzeit spießt es sich noch in den Verhandlungen mit dem Hauseigentümer, doch Ewald ist zuversichtlich. Auch die Wiener Ärztekammer versucht zu vermitteln.

AKH geht anderen Weg

Einen anderen Weg geht man im größten Wiener Krankenhaus, im AKH. Patienten, die abends und am Wochenende in die Ambulanz strömen, gehören zum Alltag. Nicht jeder Notfall ist aber ein Notfall, auch Banalitäten wie Grippe oder Schnittwunden müssen dann hier mangels Alternativen betreut werden – für Gesundheitsökonomen der teuerste Ort für die Behandlung, für viele Patienten der bequemste Weg.

Nun soll eine Akutordination in der Notfallambulanz auf Ebene sechs errichtet werden. Das heißt: Wochentags von 16 bis 22 Uhr und am Wochenende von 10 bis 22 Uhr sollen Allgemeinmediziner, Patienten, die bei einem praktischen Arzt besser versorgt wären, behandeln. Betrieben wird die Einrichtung vom Ärztefunkdienst, der nach Allgemeinmedizinern sucht, die dort selbstständig tätig sein sollen. Die Bezahlung liegt bei 81 Euro pro Stunde, der Ärztefunkdienst übernimmt die Organisation der Dienstpläne und die Abrechnung mit der Wiener Gebietskrankenkasse.

200 Millionen investieren

Österreichweit soll es für die Primärversorgung bis 2020 rund 200 Millionen Euro geben. Darauf haben sich Bund, Länder und Gemeinden im Zuge der Verhandlungen über den Finanzausgleich verständigt. Die Bedeckung dieser Mehrkosten soll aus zweckgewidmeten Mitteln der Sozialversicherung und der Länder erfolgen. Außerdem sollen bis 2020 zur Finanzierung der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga) 41 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. (mte, 1.11.2016)