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Das Lager Guantanamo auf Kuba.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson/File Photo

Guantanamo – Die USA haben laut einem Bericht des Rechercheinstituts Afghanistan Analysts Network acht Afghanen teilweise mehr als 13 Jahre lang allein auf der Basis von Hörensagen in ihrem Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba festgehalten. Der am Donnerstag veröffentlichte fast 70-seitige Bericht mit dem Titel "Kafka in Kuba – Afghanische Erfahrungen in Guantanamo" wirft den USA grobe Fahrlässigkeit vor.

Wer sich durch die Dokumente zu den Gefangenen arbeite, "betrete eine Welt seltsamer, vager Anschuldigungen voller Hörensagen, geheimer Beweise, schlechter Übersetzungen, schwerer faktischer Fehler und unter Folter erhaltener Aussagen", schreibt die Autorin Kate Clark.

Verzweifelte Suche

Afghanen machten in dem Lager, das noch immer nicht geschlossen ist, den größten Teil der Gefangenen aus: 220 der 781 Männer. Der Bericht betrachtet die acht am längsten inhaftierten Afghanen. Fünf sind noch auf Kuba. Für keinen hätte das US-Militär ihre Anschuldigungen untermauern können. Vielmehr verließ man sich bei den untersuchten Fällen auf "unbestätigte Geheimdienstberichte, Hörensagen und den Einsatz von Folter."

Die meisten waren bereits 2002 und 2003 im Lager angekommen – eine Zeit, in der die USA, so der Bericht, "verzweifelt auf der Suche nach Informationen" über den Verbleib des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden waren. "Fast jeder hätte in Guantanamo enden können", konstatiert der Bericht. "Sie haben letztlich viele unschuldige Afghanen festgenommen."

Der Bericht argumentiert, dass die massenhaften willkürlichen Gefangennahmen in der Frühzeit der US-geführten Militärintervention ein wichtiger Faktor für die Radikalisierung einiger Afghanen waren.

Zivilisten in Kunduz getötet

Der Krieg in Afghanistan hält derweil immer noch an: Bei einem Angriff im Norden des Landes sind laut Behörden mindestens 30 Zivilisten getötet worden. Sie wurden bei einer Mission afghanischer Spezialkräfte, die von der Nato unterstützt wird, getötet. Unklar blieb, ob es sich um Kämpfe oder Luftangriffe gehandelt hat. Die USA hatten erklärt, sie hätten in Kunduz Luftangriffe geflogen, um Verbündete zu unterstützten. Beim Einsatz wurden zwei Amerikaner getötet. (APA, red, 3.11.2016)