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STANDARD: Für den Austritt Großbritanniens aus der EU gibt es viele Szenarien – vom "harten Brexit" ohne Sonderregelungen bis hin zum "Schweizer Modell". Worauf steuern wir am ehesten zu?

McDonald: Ich höre sehr viel über diverse Modelle. Es gibt das Schweizer Modell, das norwegische, das türkische und das kanadische Modell – und es gibt das Modell auf Basis der WTO (Welthandelsorganisation, Anm.). Großbritannien aber ist ein wichtiger Handelspartner der EU, ein Land mit 65 Millionen Menschen. Wir haben unsere eigene komplizierte Geschichte, unsere ganz spezifische Beziehung. Wir wollen also am Ende unser eigenes Modell haben – das Großbritannien-Modell.

STANDARD: Was sind darin die wichtigsten Punkte?

McDonald: Wir haben ein Ministerium für den EU-Austritt mit David Davis an der Spitze, aber natürlich spielen auch der Finanzminister, der Handelsminister oder mein Chef, der Außenminister, eine wichtige Rolle. Premierministerin Theresa May und Außenminister Boris Johnson haben klar gesagt, dass eine starke EU im britischen Interesse liegt. Konkret: Das Außenministerium bemüht sich um eine starke Beziehung mit der EU in den Bereichen Außenpolitik sowie Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

STANDARD: Großbritannien will den Zugang zum Binnenmarkt behalten, für die EU wiederum ist die Personenfreizügigkeit sehr wichtig. Wie ist diesbezüglich Ihre Position?

McDonald: Das ist Teil der Gesamtverhandlungen unter Minister Davis. Nur so viel: Etwa zwei Millionen Briten leben in anderen EU-Ländern, etwa 3,5 Millionen EU-Bürger leben in Großbritannien. Ihre Zukunft ist ein wichtiger Teil der Verhandlungen, kann aber nicht unabhängig von anderen Kapiteln gesehen werden. Daher gibt es dazu keine Ankündigungen.

STANDARD: Seit dem Brexit-Referendum sind mehr als vier Monate vergangen. Hat sich die Stimmung in Europa seither geändert?

McDonald: Im Juni herrschte in der EU ein Gefühl des Schocks. Viele sagten, wir sollten den Austrittsantrag sofort stellen, ja es gab sogar Stimmen, die von einer Bestrafung Großbritanniens sprachen. Mittlerweile verstehen, glaube ich, auch unsere Partner, dass wir zuerst eine interne Diskussion führen müssen – und sie wollen am Ende eine Vereinbarung, die für beide Seiten funktioniert. (Gerald Schubert, 4.11.2016)