Für Kinder bis zum Volksschulalter ist es noch schwer zu begreifen, dass der Tod irreversibel ist und kein vorübergehender Zustand.

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Veronika (13), Martin (8) und Roland (4) vermissen ihre verstorbene Oma Herta. Die beiden größeren Geschwister waren mit auf dem Begräbnis – sie konnten es sich aussuchen, ob sie mitkommen oder lieber in die Schule gehen wollten –; der kleine Bruder war währenddessen im Kindergarten.

Laurin (19), der große Bruder von Valerie (15), Sebastian (12) und Oskar (6) musste vor einigen Wochen wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Seither sind die Eltern der Kinder sehr traurig, ab und zu schlafen die Geschwister bei der Oma. Vor ein paar Tagen ist Laurin plötzlich gestorben. Die ganze Familie ist sehr traurig. Die Kinder sehen die Eltern sehr oft weinen. Sie vermissen den lustigen großen Bruder und versuchen, die Eltern so gut als möglich zu trösten.

Tod, ein Tabuthema der Gesellschaft

Der Umgang mit dem Thema Tod ist für sehr viele Menschen ein großes Tabuthema. Zwar begegnen Krankheit, Sterben und Tod den Menschen täglich, zum Beispiel in Nachrichten, Tageszeitungen, Spielfilmen oder Computerspielen. Das ist für viele schon alltäglich geworden, fast schon normal und erzeugt oft kaum mehr Gefühlsregungen. Der eigene Tod aber als letztes, unausweichliches Ereignis bleibt ein Tabu. Das Thema macht Angst, große Traurigkeit und Hilflosigkeit sind damit verbunden. Ältere Menschen haben vielleicht auch Angst, das Ende herbeizureden.

Kinder haben in etwa bis zum Alter von sechs Jahren ein ganz anderes Verständnis vom Tod. So können sie in jungen Jahren den Tod als endgültigen Abschied eines geliebten Wesens nicht begreifen. Deshalb passiert es immer wieder, dass Kinder dem Verstorbenen Bedürfnisse zuschreiben: "Die Oma braucht jetzt sicher auch warme Handschuhe." Oder: "Der Papa braucht da sicher auch ein schnelles Auto." Um mit Kindern über den Tod offen und ehrlich sprechen zu können, bedarf es Erwachsener, die sich mit diesem Thema gut auseinandergesetzt haben.

Unterschiedliche Vorstellungen

Kleine Kinder beobachten das Leben und Sterben anhand von Pflanzen und Tieren. Sie lernen aus Erfahrungen, etwa dass Blumen verwelken und Blätter von den Bäumen fallen. Kinder haben sehr starkes Interesse daran, unterscheiden zu lernen, wann was lebt und wie sich die Natur und Tiere im Wandel befinden. Mit Fotos lässt sich der Kreislauf des Lebens sehr gut erklären, etwa dass Mama und Papa auch mal ein Baby waren, dann größer geworden sind und jetzt Erwachsene, die eigene Kinder haben.

Für Kinder bis zum Volksschulalter ist es noch schwer zu begreifen, dass der Tod irreversibel ist und kein vorübergehender Zustand. Wichtig ist, Kindern immer wieder sagen, dass der geliebte Mensch oder auch das geliebte Haustier nicht mehr wiederkommt. Auch wenn Kinder das Gesagte oftmals nicht voll inhaltlich verstehen können, ist es notwendig, dass sie erfahren und irgendwann auch begreifen, dass der Tod nichts Zufälliges ist. Es ist Teil des Lebens, dass Menschen sterben und niemand ewig leben kann, auch wenn dies schmerzt und traurig ist.

Im Schulalter stellen Kinder Fragen

Sehr hilfreich ist hier für viele Kinder dieses magische Denken, die Vorstellungen, die sie entwickeln und die ihnen helfen, mit der Situation besser zurecht zu kommen. Zum Beispiel, dass der Opa mit dem Hund da oben in den Wolken spazieren geht.

Im Schulalter entwickeln Kinder ihre eigene Vorstellung vom Tod. Sie stellen Fragen, wollen wissen woher Menschen kommen, wohin diese gehen. Hier sind die Annahmen vom Tod davon geprägt, wie die Umwelt zum Tod steht, in welcher Kultur der Mensch aufwächst, ob ihm Religion vermittelt wird und welchen Zugang die Erwachsenen dem Kind vorleben.

Sie entwickeln ein Zeitgefühl, sehen, dass es Begräbnisstätten gibt, Menschen beerdigt werden, erfahren oftmals auch schon, dass ein geliebter Mensch stirbt und begraben wird. Sie anerkennen den Tod als Naturphänomen, erkennen, dass dies alles Lebendige betrifft und entwickeln ihre eigene Theorie dazu, wie und wo sich Mensch und Tier nach dem Tod befinden.

Eigene Art zu trauern

Wenn Menschen sich mit dem Tod beschäftigen, passiert sehr oft, dass sie Angst und ein Gefühl der Beklommenheit, der Wut bekommen, oder dass sie körperlich reagieren und dann versuchen, diese Gefühle ganz schnell wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Tod wird weit weg aus den Gedanken geschoben. Wenn er dann im persönlichen Umfeld plötzlich passiert, fühlt man sich im Umgang mit ihm sehr ausgeliefert. Trauer zeigt uns aber auch, dass wir in der Lage sind zu lieben.

Kinder haben meist eine ganz andere Art zu trauern, die für die trauernden Erwachsenen manchmal nicht nachvollziehbar ist. Kinder, die oftmals noch nicht so gut in der Lage sind, ihre Gefühle zu verbalisieren, brauchen Bezugspersonen, die ihnen helfen, Worte, Gesten oder andere Möglichkeiten zu finden, diese auszudrücken.

Wie gehen sie mit dem Thema Tod in Ihrer Familie um? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 4.11.2016)