Das Ringsystem des Saturn in seiner ganzen Pracht. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass es erst allenfalls 100 Millionen Jahre alt ist, und nicht Jahrmilliarden, wie bislang angenommen.

Foto: NASA / JPL-CALTECH

Ein seltener Anblick: Die Saturnringe und unsere Erde (als bläulich schimmerndes Objekt etwa in der Bildmitte) auf einem Foto.

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Der C-Ring liegt am inneren Rand des Ringsystems und enthält zahlreiche Mikrometeoriten.

Foto: NASA/JPL/Space Science Institute

Ithaca – Die beeindruckenden Ringe des Saturns sind womöglich viel jünger als gedacht. Ein rund zehn Jahre alter Datensatz der Cassini-Mission, der beinahe in einem virtuellen Regal vergessen worden wäre, lässt vermuten, dass die bisherigen Alterschätzungen sogar ziemlich weit daneben liegen: Das Ringsystem könnte erst während der Herrschaft der Dinosaurier entstanden sein.

Der erste Mensch, der die Ringe des Saturn gesehen hat, war vermutlich Galileo Galilei. Der Gelehrte beobachtete 1610 mit seinem selbstgebauten Teleskop seltsame Ausbuchtungen an dem Planeten, die er zunächst als isolierte Welten deutete. In den folgenden 400 Jahren konnten dieses und zahlreiche weitere Rätsel gelöst werden, doch über das genau Alter der Ringe ist man sich bis heute nicht einig. Die Cassini-Sonde der Nasa trug einen bedeutenden Teil zur Erforschung des Saturn bei. Die Daten, die Cassini in den vergangenen 12 Jahren schickte, ließen bisher auf ein sehr hohes Alter der Ringe schließen, die Forscher gingen von mehreren Milliarden Jahren aus.

Eine genauere Datierung gelang aber nicht, weil die exakte Zusammensetzung der Ringe ebenfalls noch nicht entschlüsselt ist. Unklar ist vor allem die Menge an Mikrometeoriten, die vom Rand des Sonnensystems kommend, das Eis der Ringe fortlaufend "verschmutzen" und eine solide Basis für eine Altersbestimmung liefern würden. Viele davon lassen sich aber kaum entdecken, weil sie tief in den Eisbrocken stecken.

Titan-Instrument lieferte wertvolle Daten

Doch die nun im Fachjournal "Icarus" präsentierte Studie könnte zu einen Durchbruch in dieser Frage führen: Forscher um Zhimeng Zhang von der Cornell University in Ithaca, New York, analysierten etwa zehn Jahre alte Datensätze, die der Cassini Titan Radar Mapper (RADAR) geliefert hat, ein Instrument, das eigentlich für die Untersuchung der Titan-Oberfläche gedacht war. Das Gerät registriert Strahlung im Mikrowellenbereich, also eines Teils des elektromagnetischen Spektrums, der auch Wassereis gut durchdringt.

Konkret schauten sich Zhang und ihre Kollegen in mühsamer monatelanger Kleinarbeit die Radar-Daten für den C-Ring des Saturn genauer an. Der Ring gilt als der am meisten mit Mikrometeoriten durchsetzte Ring. Das Ergebnis überraschte die Wissenschafter: Nur etwa ein bis zwei Prozent des C-Rings besteht aus Silikaten. Kombiniert man diese Zahlen mit dem durchschnittlichen Meteoriteneintrag pro Jahr, kommt man auf ein Alter von 15 bis höchstens 100 Millionen Jahren – der C-Ring kann demnach also noch nicht lange existieren.

"Diese Messungen zwingen uns dazu, unsere bisherigen Annahmen über die Entstehung der Ringe zu überdenken", erklärt Zhang. Eine Gelegenheit, ihre Daten mit weiteren Radar-Untersuchungen zu überprüfen, hat die Wissenschafterin schon bald: Im kommenden Jahr wird Cassini den Ringen des Saturn näher kommen als je zuvor. (red, 5.11.2016)