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Schon heute werden von den Hausbetreuern Fotos vom Zustand des Gesteigs via App verschickt, schneeschiebende Drohnen sind aber noch Zukunftsmusik.

Foto: Andreas Gebert dpa/lby

Smarte Technologien prägen in Zukunft nicht nur unsere Wohnungen, sondern auch alles im Wohn- oder Bürohaus drumherum. Denn neben Kühlschränken, die Nahrungsmittel automatisch nachbestellen, oder Heizungen, die von Sensoren gesteuert werden, übernehmen Computer in Zukunft auch Gebäudereinigung und -management. Hausmeister und Hausbetreuer werden – zumindest teilweise – durch Technik ersetzt.

Die Branche, in die alle diese Tätigkeiten fallen – das Facility Management –, beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem Thema Technologiewandel und dessen Auswirkungen, sagt Reinhard Poglitsch, Präsident der International Facility Management Association Austria (IFMA). "Konkret geht es dabei um die Übernahme wiederkehrender Hilfstätigkeiten wie des Reinigens größerer freier Flächen." Schon jetzt wird vielerorts der Rasen von einem Roboter gemäht, und auch an Reinigungsrobotern wird bereits gearbeitet, sogar an Modellen, die Stiegen überwinden oder Fassaden hochklettern können.

Vieles funktioniert in Zukunft über Sensoren. Etwa auch bei der Reinigung von WC-Anlagen, erklärt Poglitsch. "Zählsensoren wissen, wie viele Personen eine Toilette benutzt haben, nach einer bestimmten Besucherzahl wird gereinigt." Ähnlich funktionieren Sensoren auch in Büro- oder Wohnräumen: Die Temperatur bzw. der CO2-Gehalt in der Raumluft wird gemessen: "Je nach Belegung wird belüftet oder gekühlt", so Poglitsch.

Smarte Wartung

Und auch hinter den Wänden tut sich was: Das sogenannte Condition Monitoring optimiert mittels Sensoren die technische Gebäudewartung. "Eine Anlage wird nicht mehr wie bisher zwei Mal pro Jahr gewartet, sondern erst wenn ein gewisser Messwert überschritten wird. Dichtringe etwa werden erst getauscht, wenn der Druck eines Gerätes einen gewissen Level unterschritten hat", erklärt Poglitsch. Diese Systeme sind über ein smartes Softwaresystem logisch verknüpft und lösen elektronische Arbeitsaufträge aus. "Die Durchführung dieser Aufträge wird dann wiederum im System dokumentiert und in Diagrammen und Listen dargestellt", so Poglitsch weiter.

Stichwort: elektronisch ausgelöste Arbeitsaufträge. Auch Bewohner oder Nutzer von Gebäuden können in Zukunft solche Aufträge digital erteilen. Es gibt bereits Apps, die speziell für die Verwaltung von Häusern entwickelt wurden und auch in Österreich bereits eingesetzt werden. Das funktioniert so: Schäden im Haus werden von Bewohnern per App gemeldet und direkt an Handwerker weitergeleitet. Der Bewohner kann den Reparaturstatus auf dem Smartphone nachvollziehen. Auch die Kommunikation mit dem Vermieter und mit der Hausverwaltung findet über die App statt.

Smarte Kommunikation

Zusätzlich verfügen fast alle diese Anwendungen über ein Chat-Tool für die Nachbarn, etwa auch die vom deutschen Unternehmen Promos entwickelte Easysquare-App. Damit soll es neben der Kommunikation mit dem Vermieter für die Mieter möglich sein, Nachbarschaftsprojekte, Laufgruppen oder Einkaufsdienste zu organisieren.

Jens Kramer von Promos ist sich sicher, dass die Zukunft des Immobilienmanagements digital stattfinden wird. Er vergleicht die Situation mit der Einführung des Netbankings: "Auch damals hat es große Diskussionen darüber gegeben, Bankgeschäfte online zu erledigen. Heute ist das für die meisten Menschen ganz normal. So wird es in Zukunft auch mit Schadensmeldungen und der Kommunikation im eigenen Wohnhaus sein."

Für die Angestellten der Branche bedeutet die Technisierung laut Poglitsch, dass die Tätigkeiten leichter und effizienter von der Hand gehen. Die Gefahr, dass Arbeitsplätze verloren gehen, sieht die Branche nur bedingt als Gefährdung. "Jeder Technologiewandel bringt wiederum neue Jobbilder. Auch in den Zeiten der Industrialisierung hat diese Angst bestanden. Jedoch hat sich gezeigt, dass eher mehr Jobs geschaffen wurden. Ein Beispiel: Der Umstieg von Segelschiffen zu dampfbetriebenen Schiffen. In Summe wird sich der Markt nur gering verschieben", prognostiziert der Experte.

Smarte Mitarbeiter

Dass sich die Anforderungen an die Mitarbeiter schon jetzt geändert haben, weiß Christian Höbinger vom Hausbetreuungsunternehmen A.S.S.: "Bereits jetzt müssen Mitarbeiter in der Hausbetreuung Computer- und Smartphonekenntnisse mitbringen. Mit dem Smartphone etwa, machen Winterdienst-Mitarbeiter Vorher/Nachher-Fotos von einem Gehsteig. Diese Bilder werden dann automatisch per App verschickt, auch um später beispielsweise im Klagsfall feststellen zu können, ob ein Weg an einem bestimmten Tag geräumt war oder nicht."

Höbinger weiß auch, was sich im Gebäudemanagement künftig tun könnte: "Um Bewohner darüber zu informieren, wann der Winterdienst genau verrichtet wird, könnten GPS-Signale am Haus montiert werden", sagt Höbinger. Das sei jedoch Zukunftsmusik. Ebenso wie Roboter, die die Schneeräumung übernehmen. "Natürlich gibt es in der Branche die Vorstellung, dass Drohnen eines Tages den Winterdienst verrichten könnten. Die hätten auch kein Problem damit, Schneemassen auf dem Weg zum Einsatzort zu überwinden."

Wie genau so eine schneeschiebende Drohne aber aussehen soll, weiß noch niemand. "Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass eine Maschine, die anfällig ist für Feuchtigkeit und Kälte, unsere erfahrenen und gut eingeschulten Winterdienst-Mitarbeiter ersetzen soll, die noch dazu die Gegebenheiten jedes einzelnen Hauses seit Jahren kennen." (Bernadette Redl, 14.11.2016)