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Gouverneur Basuki Tjahaja Purnama nach seiner Befragung durch die Polizei.

Foto: AP Photo/Tatan Syuflana

Jakarta – Die indonesische Polizei hat den christlichen Gouverneur von Jakarta wegen des Vorwurfs der Blasphemie verhört. Die Polizei habe "zügige und transparente" Ermittlungen gegen den chinesischstämmigen Gouverneur Basuki Tjahaja Purnama zugesagt, berichteten indonesische Medien am Montag.

Der unter seinem Spitznamen Ahok bekannte Politiker soll während einer Diskussionsveranstaltung den Koran "beleidigt" haben, weil er kritisierte, dass seine Gegner einen Vers aus dem Buch im Wahlkampf gegen ihn verwenden.

Gewalt bei Kundgebung

Der Blasphemievorwurf war der Anlass für eine Massendemonstration von 150.000 Muslimen gegen den Gouverneur am vergangenen Freitag in Jakarta. Die zunächst friedliche Demonstration schlug im Verlauf in Gewalt um, trotz eines Großaufgebots der Polizei von 20.000 Beamten. Bei Straßenschlachten zwischen radikalen Muslimen und den Ordnungskräften kam ein Mensch ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Wegen der angespannten Sicherheitslage hatte Präsident Joko Widodo nach der Gewaltnacht einen Besuch in Australien abgesagt.

Hintergrund der islamistischen Opposition gegen Basuki Tjahaja Purnama ist dessen Kandidatur für den Gouverneursposten bei der Kommunalwahl im Februar 2017. Die militante Islamische Verteidigungsfront (FPI) und der Terrororganisation Islamischer Staat nahestehende Gruppierungen wollen mit aller Gewalt die Wahl eines Christen und Chinesen zum Gouverneur von Jakarta verhindern.

Aussichtsreichster Kandidat

Der Amtsinhaber ist derzeit der aussichtsreichste Kandidat für den Posten des Gouverneurs der mehr als 10 Millionen Einwohner zählenden Metropole Jakarta. Als Kämpfer gegen Korruption und energischer Reformer ist Ahok unter den Bürgern Jakartas sehr populär. Seine aktuelle Amtszeit verdankt Ahok der Wahl des ehemaligen Gouverneurs Joko Widodo zum Präsidenten Indonesiens. Als dessen Stellvertreter rückte Ahok automatisch an die Spitze der Stadtregierung von Jakarta.

Im Februar 2017 werden in 101 indonesischen Regionen Gouverneure und Bürgermeister gewählt. Die Wahl gilt als wichtiger Test der politischen Stimmung im Land. Neben Jakarta ist das Augenmerk der politischen Beobachter auf die Wahlen in den Provinzen Westpapua und Aceh gerichtet. In Aceh, der einzigen indonesischen Provinz mit islamischem Recht, fürchte sich die Christen vor einer Zunahme der Gewalt gegen Minderheitsreligionen während des Wahlkampfs. (APA, 7.11.2016)