Unerwartet abgeschlagen: Tsetsa Tschatschewa.

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Gute Chancen für den Sieg: Ex-General Rumen Radew.

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Sofia/Athen – Bei der Präsidentenwahl in Bulgarien liegt der Kandidat der sozialistischen Opposition, der als russlandfreundlich geltende frühere Luftwaffengeneral Rumen Radew, unerwartet deutlich in Führung. Radew (53) kam nach Auszählung fast aller Stimmen auf 26 Prozent, die Kandidatin der Regierungspartei Gerb, Tsetsa Tschatschewa, nur auf 22 Prozent. Premier Boiko Borissow hatte für diesen Fall seinen Rücktritt und vorgezogene Parlamentswahlen angekündigt, ruderte aber Sonntagnacht wieder zurück. Er wolle erst das Ergebnis der Stichwahl am kommenden Sonntag abwarten, erklärte er.

In der konservativen Regierungspartei saß die Enttäuschung tief. Jetzt hänge viel davon ab, wie man mit den Bürgern kommuniziere, um das Spiel zu drehen, sagte Tomislaw Dontschew, ein Schwergewicht in der Partei Gerb und Minister für die Verwaltung der EU-Mittel – eine in Bulgarien besonders kritische Materie.

Die Sozialisten wurden mit ihrem Kandidaten Radew und der sehr energischen Europaabgeordneten Iliana Jotowa als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin erstmals seit der Wendezeit von 1990 wieder relativ stärkste Kraft in der Hauptstadt Sofia. Das Duo führte auch in der zweitgrößten Stadt Plowdiw. Radew kann in der Stichwahl wohl auf die Wähler der Partei der türkischstämmigen Bulgaren zählen, aber auch auf rechte Nationalisten. (Markus Bernath, 7.11.2016)