Statine können das generelle Krebsrisiko von Diabetes Typ 2-Patienten massiv senken, hat eine Studie der MedUni Wien ergeben.

Foto: APA/AP/Matt Rourke

Wien – Insgesamt leiden rund 600.000 Österreicher an Diabetes mellitus Typ 2. Die Betroffenen haben grundsätzlich ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Außerdem stehen einige Diabetes-Medikamente im Verdacht, das Risiko ebenfalls erhöhen zu können. Mit einer individuell abgestimmten Therapie lassen sich diese Risiken aber praktisch ausschalten, wie Forscher der MedUni Wien in einer Studie herausgefunden haben.

Für die Untersuchung kooperierten Wissenschafter der Universitätsklinik für Innere Medizin III und des Instituts für die Wissenschaft Komplexer Systeme der MedUni Wien. "Krebs und Diabetes haben gemeinsame Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel, Insulinresistenz, entzündliche und hormonelle Veränderungen und außerdem kann ein schlecht eingestellter Diabetes mit einem hohen Blutzuckerspiegel das Krebsrisiko erhöhen", erklärt Alexandra Kautzky-Willer, Gender Medicine- und Diabetes-Expertin der MedUni Wien im Vorfeld des Welt-Diabetes-Tags am 14. November.

Krebsrisiko kann gemindert werden

Stefan Thurner und Peter Klimek vom Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme und Kautzky-Willer konnten nun in einer Studie, die im "Journal of Internal Medicine" publiziert wurde, zeigen, dass man mit gezielten Maßnahmen der Präzisionsmedizin das Risiko ausschalten kann. Eine gleichzeitige Behandlung mit Statinen, die hauptsächlich bei Fettstoffwechselstörungen als Cholesterinsenker eingesetzt werden, geht sogar mit einem verminderten Krebsrisiko einher.

Das gängigste und weit verbreitetste Diabetes-Medikament, Metformin, zeige durchwegs verringerte Risiken, heißt es vonseiten der MedUni Wien. Gleiches gilt demnach für den in der medikamentösen Therapie eingesetzten Insulin-Sensitizer "Pioglitazon", der die Insulinempfindlichkeit steigert und damit der Resistenz entgegenwirkt.

Der Nutzen von individualisierten Therapien

Für die Studie wurden 1,85 Millionen Österreicher, die zumindest einmal im Spital waren, statistisch erfasst, 300.000 davon hatten eine diagnostizierte Diabetes Typ 2. Diese Probanden wurden insgesamt mit rund 300 verschiedenen Kombinationen von Diabetes-Medikamenten behandelt (Inkretin-basierte Therapien und SGLT-2-Hemmer waren noch nicht involviert).

Das Ergebnis der Studie: Primär insulinerhöhende Medikamente (Sulfonylharnstoff und Insulin), zeigten gegenüber insulinhemmenden ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko, vor allem für Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreas) bei Männern und Frauen, sowie Leberkrebs bei Männern und Lymphdrüsenkrebs bei Frauen. "Wenn aber gleichzeitig Statine eingenommen werden, ist dieses Risiko ganz massiv gesenkt und zwar gegen Null im Vergleich zu Patienten ohne Diabetes", so Kautzky-Willer.

"Das zeigt, dass man die individuelle Therapie derart optimieren kann, dass das generelle Krebsrisiko für Diabetes-Patienten ganz erheblich gesenkt werden kann. Wir haben in der Präzisionsmedizin heute eine große Auswahl an Medikamenten und möglichen Kombinationstherapien", ergänzt Klimek. (APA, 8.11.2016)