Unter den zehn meistgewählten Berufen von Mädchen liege nun auch die Metalltechnik, freut sich Petra Draxl, AMS Wien Chefin. Zum zehnten Geburtstag des FIT-Programms lud die ÖBB in ihr Innovation-Lab. AMS-Vorstand Johannes Kopf versicherte, dass FIT weiterläuft, und appellierte: "Das Programm braucht auch starke Unternehmen."

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Petra Draxl (AMS Wien), Richard Horvath (FH Campus Wien), Silvia Kaupa (ÖBB-Postbus), Manuela Vollmann (abz* austria) und Rauchfangkehrermeister Harald Weidhofer unterhielten sich über den Status quo. 9000 Frauen haben in den vergangenen zehn Jahren eine FIT-Ausbildung absolviert, mehr als die Hälfte sind unmittelbar und schnell in adäquate Anstellungen gekommen.

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FIT – Frauen in Handwerk und Technik: Mit diesem Programm finanziert das Arbeitsmarktservice (AMS) Ausbildungen für Frauen dort, wo sie besonders unterrepräsentiert sind, etwa in der Mechatronik, der Maschinenbautechnik oder auch in Studien an technischen FHs oder Kollegs. So kam etwa die ÖBB bereits zu einigen Triebwagenführerinnen – zwölf sind es mittlerweile am Standort Floridsdorf – und lud zum zehnten Geburtstag des Programms in der Vorwoche ins Innovation-Lab des Wiener Hauptbahnhofs.

Frauen bleiben in vielen Jobs die Ausnahme

AMS-Vorstand Johannes Kopf versicherte, dass FIT weiterläuft, und appellierte: "Das Programm braucht auch starke Unternehmen." AMS-Wien-Chefin Petra Draxl betonte wiederholt als Einladung an Unternehmen und Frauen, dass auch noch nicht alle Fördermittel ausgeschöpft werden. "Wir können in Wien locker noch 100 Frauen finanzieren, aber wir finden sie nicht." Klar: Frauen in Handwerk und Technik – das ist derzeit noch mehr Ausnahme als Normalität.

Silvia Kaupa, ÖBB-Postbus-Geschäftsführerin: "Die Welt hat sich geändert – nicht nur Männer wollen chauffieren. Der Kulturwandel im Unternehmen ist im Laufen." Es brauche angesichts von 50 Prozent Kundinnen auch die angemessene weibliche Sichtweise. Kaupa: "Die Vorarbeit ist geleistet, es fängt gerade richtig an. Unternehmen werden lernen, welchen Beitrag Frauen leisten können."

Nicht mehr so viel Macho-Gerede

Rauchfangkehrermeister Harald Weidhofer hat zwei Rauchfangkehrerbetriebe mit zwölf Mitarbeitern, darunter derzeit eine Rauchfangkehrerin durch das FIT-Programm: Es verändere sich die Kommunikation, das Machohafte lasse nach, aber es dauere. Zentral: "Das hat immer Chefsache zu sein." Und: Es ist auch Chefsache dafür zu sorgen, dass Rauchfangkehrerinnen in Kulturen, in denen Frauen keine Fachkompetenz zugeordnet wird, ihre Arbeit wertgeschätzt tun können.

Unter den zehn meistgewählten Berufen von Mädchen liege nun auch die Metalltechnik, freut sich Petra Draxl: "Der Weg ist mühsam, aber das wäre vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen." 9.000 Frauen haben in den vergangenen zehn Jahren eine FIT-Ausbildung absolviert, mehr als die Hälfte sind unmittelbar und schnell in adäquate Anstellungen gekommen. Problemlagen seien: Schnell ausbildungsadäquate Positionen zu finden – obwohl die Frauen dann anderwertig unterkommen und innerhalb des Wandels der Arbeitswelt deutlich beschäftigungsfähiger seien.

Vorqualifizierungen im Fokus

Oft fehle das Selbstbewusstsein – künftig liege daher Vorqualifizierung etwa in Mathematik stärker im Fokus. Besser zu kommunizieren sei auch, dass die Verdienstchancen in handwerklich-technischen Berufen viel höher sind. "1.880 netto verdient bei uns ein Geselle, eine Gesellin", wird Weidhofer konkret. Trinkgeld noch exklusive. Hinderlich sei auch, sagt Draxl, dass Frauen Qualifizierungen aufgrund ihrer Lebensumstände (Alleinerzieherinnen) nicht immer unterbringen können.

Schneller Einstieg in einen Job danach – da müsse man auch sehen, dass diese Frauen Pioniere sind und Unternehmen sich nicht ausreichend bewusst sind, wie lohnend der Weg ist. (kbau, 16.12.2016)