Das Start-up Jide hat sich mit seiner Android-Adaption Remix OS in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Mittlerweile hat man bereits ein Convertible und einen kleinen PC mit dem für Maus- und Tastaturnutzung optimiertem System veröffentlicht. Außerdem arbeitet man mit der Android-x86-Initiative zusammen, die sich dem Ziel widmet, das von Google entwickelte Betriebssystem für konventionelle PC-Hardware bereitzustellen.
Nun gesellen sich zwei weitere Geräte dem bisherigen Sortiment hinzu. Sie nennen sich Remix IO bzw. Remix IO+ und sollen sowohl als kleiner Desktop-Rechner, als auch als Settop-Box für den Fernseher überzeugen.
Zwei Versionen
Wie schon bisher setzt man zur Finanzierung auf die Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Ursprünglich im Oktober nur mit dem "normalen" IO-Modell gestartet, hat man das angestrebte Finanzierungsziel von 250.000 Dollar schon mehr als verdoppelt. Als Reaktion auf zahlreiche entsprechende Anfragen, so gab man bekannt, gesellte sich Anfang November die "Plus"-Ausgabe hinzu.
Diese bietet für einen Aufpreis ein durchaus signifikantes Hardware-Upgrade. Während Remix IO kompatibel 4K-Inhalten ist, soll Remix IO+ hochauflösenden Content auch mit 60 Bildern pro Sekunde und HDR wiedergeben können. Als Unterlage nutzt man den RK3399-Chip des Herstellers Rockchip, der zwei starke Cortex-A72-Kerne mit vier schwächeren Cortex-A53-Kernen kombiniert. Dazu gesellt sich eine Mali T864-Grafikeinheit. Mit vier GB RAM ist der Arbeitsspeicher doppelt so groß bemessen, wie bei Standard-Modell.
Auch der interne Speicher fällt mit 32 GB zweimal größer aus. Eine Erweiterung ist bei beiden Boxen sowohl per microSD-Karte, als auch über den Anschluss von USB-Speichergeräten (FAT32, exFAT, NTFS) möglich.
Beide Geräte bieten sowohl einen HDMI-, als auch einen VGA-Ausgang sowie vier USB-Anschlüsse- Ethernet, eine Audiobuchse (3,5 mm) und einen Ethernet-Anschluss. Remix IO+ unterscheidet sich dabei allerdings durch die Verwendung von zwei USB 3.0-Ports und Gigabit-Ethernet. In drahtloser Hinsicht beherrschen die Boxen WLAN, Bluetooth und Miracast. Ein Mikrofon ist nicht integriert. Wer Spracheingabe und Videochats verwenden möchte, kann jedoch ein Mikrofon bzw. eine Webcam über die 3,5mm-Klinke bzw. USB verbinden.
Remix OS und Android TV
Im Desktop-Mods kommt das klassische Remix OS zum Einsatz. Dessen Oberfläche punktet der Anzeige mehrere Apps gleichzeitig dank des integrierten Fenstermanagers, wie man ihn etwa von Windows kennt. Das System baut bereits auf der aktuellen Android-Version 7 "Nougat" auf. Google-Apps sind nicht vorinstalliert, sollen sich aber durch das Ausführen eines "Activators" einfach nachträglich aufspielen lassen – inklusive Play Store.
Einen regulären Bürorechner kann das Gerät freilich nicht ersetzen, jedoch soll es ausreichend Möglichkeiten für Kommunikation, Medienkonsum und einfachere Tätigkeiten – etwa Dokumentenbearbeitung über Google Docs – bieten.
Android-Apps, die stark auf Toucheingabe optimiert sind – etwa viele Spiele – sollen sich wahlweise auch mit Gamecontrollern oder auch Maus und Tastatur steuern lassen, wobei eine eigene Software bei der Zuweisung von Tasten auf bestimmte Bildschirmareale ermöglicht. Auch das Smartphone kann zum Steuergerät gemacht werden.
Plattformwechsel auf Knopfdruck
Mittels beigelegter Fernbedienung, Onscreen-Button oder per Druck auf eine Taste am Gehäuse wechselt die Box in den Fernseher-Modus, für den Jide auf Android TV setzt. Dort erhält man Zugang zu Streamingportalen wie Youtube oder Netflix über Apps, die für Fernseher gestaltet wurden. Derzeit arbeite man noch an der Behebung "mancher Schwierigkeiten" hinsichtlich von Full-HD- und 4K-Inhalten auf diesen Plattformen und geht davon aus, diese bis zum geplanten Auslieferungstermin behoben zu haben.
Beworben wird außerdem auch der Einsatz von Remix IO als Android-Konsole für das Wohnzimmer, weswegen man das Gerät auch mit Nvidias Shield TV vergleicht. Man verspricht anhaltenden Update-Support und den Sprung auf neue Android-Versionen, solange dies vom Chiphersteller ermöglicht wird.
Perspektive und Lieferung
Gemäß Timeline sollen schon im Jänner erste Geräte an Entwickler verschickt werden, wobei man für die Developer Kits mit Entwicklerboard und Android-Box deutlich mehr Geld ausgeben muss. Für sie verlangt man 299 Dollar (derzeit etwa 274 Euro). Remix IO wird für 109 Dollar (knapp 100 Euro), IO+ für 129 Dollar (rund 118 Euro) angeboten. Für sie sind Produktion und Lieferstart mit März terminisiert. Die Finanzierungskampagne läuft noch bis zum 19. November.
Der fortgeschrittene Entwicklungsstand und die bisher erfolgreich zu Ende gebrachten Hardware-Projekte lassen die Ausfallswahrscheinlichkeit als gering erscheinen. Auf jeden Fall im Auge behalten sollte man allerdings mögliche Verzögerungen, die bei Crowdfunding-Produkten recht häufig vorkommen. (gpi, 11.11.2016)