Wer seine Krankheit versteht, kommt besser mit ihr zurecht. Lesen ist eine Möglichkeit, sich zu informieren und Fakten besser einordnen zu können

C. Francesconi / P. Hopfinger, "Backen und Kochen für Diabetiker". 176 S. / € 19,90. Hubert-Krenn-Verlag 2016

Salzig, sauer, süß: Rezepte mit Nährwert

Die Dosis macht das Gift – das stellt der Herausgeber und Gründer von Diabetes Austria, Peter P. Hopfinger, im Vorwort von Backen und Kochen für Diabetiker klar. Das Kochbuch mit über 80 Rezepten soll zeigen, dass sich Diabetes in den Alltag integrieren lässt, ohne dass dabei auf Genuss verzichten werden muss. Angaben zu Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratgehalt sowie zu Kalorien und Broteinheiten für insulinpflichtige Diabetiker helfen bei einer kontrollierten Ernährung. Obwohl gerade erst erschienen, versprühen Rezeptauswahl und die teilweise unscharfen Fotos leider eher einen 1970er-Jahre-Charme. Dafür finden Leser, bevor es ans Kochen geht, auf den ersten 25 Seiten Informationen zur Krankheit, Tipps zu gesunder Ernährung und für die Bewältigung des Alltags, etwa auch Tipps für den Steuerausgleich. (bere, 16.11.2016)

Foto: Hubert Krenn Verlag
A. Kautzky-Willer / Y. Winhofer, "Diabetes". 174 S. / € 21,90. Manz 2016

Nüchternes Wissen: was medizinisch Sache ist

Diabetes ist eine komplexe Erkrankung. Die Kunst liegt darin, sie betroffenen Nichtmedizinern zu erklären. Die Autorinnen dieses Buches tun das täglich am Wiener AKH und schaffen einen Spagat: Fachwissen verständlich zu vereinfachen, ohne trivial zu sein. Sie verwenden sämtliche Fachbegriffe aus ihrem medizinischen Alltag – das ist hilfreich für alle, die ihre Ärzte verstehen wollen. Als Stilmittel wird mit Wiederholungen gearbeitet – das ist einprägsam und insofern nicht mühsam, als es grafisch variantenreich gestaltet ist. Zum Wissenspaket gehören auch Selbsttests, Handlungsanleitungen und ein paar Essens- und Lifestyletipps. Das Buch ist auch ein Nachschlagewerk – etwa zu diversen Medikamenten, ihren Wirkungen und Nebenwirkungen. Oder für Fragen wie: Was tun Diabetiker bei Grippe, Magen-Darm-Krisen oder auf Reisen? (pok, 16.11.2016)

Foto: Manz
Detlef Pape / Anna Cavelius, "Die Fructose-Falle". 288 S. / € 13,40. Goldmann 2016

Gut und schlecht: Süße unterscheiden lernen

Fruchtzucker. Klingt harmlos und gesund, nach einem echten Naturprodukt. Fructose ist ja nur jener Stoff, der das Obst süß macht. Außerdem wurde Diabetikern lange Zeit empfohlen, ihr Leben mit Fruchtzucker zu versüßen. "Ein großer Irrtum", sagt der deutsche Internist Detlef Pape. Denn im Darm wird Fruchtzucker langsamer und schlechter resorbiert, vom Körper dafür schneller in Fett umgewandelt. Ein richtiger Dick- und Krankmacher, wie die Autoren warnen. Grund zur Panik ist trotzdem nicht angebracht. Das alles gilt nicht für Apfel, Birne und Co. Das Problem sind Instantprodukte, die hochkonzentrierte und industriell hergestellte Fructose enthalten. Früchtenektar, Fertigmüsli, Schokolade, Limonade oder Tiefkühlpizza. Davon sollte man aber ohnehin die Finger lassen, egal ob Diabetiker oder nicht. (gueb, 16.11.2016)

Foto: Goldmann
Markus Berndt, "Diabetes ade". 222 S. / € 23,90. Connect-Berndt-Verlag 2015

Achtung, Vorsicht: Lesen kann gefährlich sein

Als Unternehmer geht Markus Berndt, der Autor dieses sonnengelben Büchleins, Diabetes hemdsärmelig an. Als ehemals Betroffener macht er sich zum Protagonisten und vermittelt das Gefühl, Diabetes sei ein Problem, das jeder, der will, in den Griff bekommen kann. Dabei könnte einen der Untertitel schon stutzig machen. Sich selbst als Platzhalter für 600.000 Diabetiker zu präsentieren ist schon vermessen genug, doch dann auch noch seine Leser mit Verschwörungstheorien zu traktieren eine wirkliche Zumutung. Das Buch ist eine abstruse Mischung aus trivialen Fakten, Selbsterfahrung und vollkommen willkürlichem Zitieren irgendwelcher Untersuchungen, die unweigerlich in der Verunsicherung enden – vor allem dann, wenn man sich noch nicht so gut mit der Erkrankung auskennt. Insofern: Lesen kann auch krankmachen. (pok, 16.11.2016)

Foto: Berndt Verlag