Quetta – Bei einem Bombenanschlag auf eine religiöse Stätte in der südpakistanischen Unruheprovinz Baluchistan sind am Samstag mehr als 40 Menschen getötet worden. Dutzende weitere Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt – die Polizei sprach von mindestens 100 Verletzten. Die Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) erklärte, Kämpfer der Organisation hätten den Anschlag ausgeführt.

Die Bombe explodierte am Shah-Noorani-Schrein, einem Sufi-Schrein im Gebiet von Khuzdar rund 760 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Quetta. Der Innenminister von Baluchistan, Sarfaraz Bugti, gab die Zahl der Toten während einer Pressekonferenz in der südwestlichen Hafenstadt Gwadar mit mindestens 43 an. Zuvor war von mindestens 25 Toten die Rede gewesen.

Behördenvertreter der Region erklärten, zum Zeitpunkt des Attentats habe es am Schrein wie jeden Tag vor Einsetzen der Abenddämmerung eine Tanzandacht gegeben. Der Sufismus ist eine mystische Bewegung im Islam. Einige islamische Fundamentalisten wie die Taliban sehen die Glaubensrichtung als ketzerisch an.

Rettungskräfte hatten Schwierigkeiten, den Ort zu erreichen. Die Behörden riefen Anrainer zur Hilfe auf. Die Armee entsandte 100 Soldaten und vier medizinische Teams. Auch zwei Hubschrauber waren im Einsatz.

Medienberichten zufolge nahmen Hunderte Gläubige an einer Sufi-Zeremonie teil, als die Bombe hochging. Unter den Besuchern waren demnach auch Frauen und Kinder.

In der größten pakistanischen Provinz Baluchistan sind extremistische Gruppen besonders präsent und aktiv – sie gilt als Unruheherd des Landes. Darunter sind etwa Separatisten, sunnitische Extremisten sowie pakistanische und afghanische Taliban. Immer wieder kommt es zu schweren Anschlägen.

So kamen bei einem Angriff auf eine Polizeiakademie in der Provinzhauptstadt Quetta im Oktober rund 60 Menschen ums Leben, mehr als 100 wurden verletzt. Im August wurden vor einer Klinik in Quetta knapp 88 Menschen getötet.

Im Juni erschossen zwei Männer den Sufi-Sänger Amjad Sabri – nach Meinung von Beobachtern möglicherweise, weil er als prominenter Vertreter des Sufismus bekannt war.(APA, 12.11.2016)