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Dem Plan eines Gemüseproduzenten, ein riesiges Glashaus in Frauenkirchen zum ganzjährigen Paradeiseranbau zu errichten, sind nicht alle grün.

Foto: dpa / Woitas

Frauenkirchen – Das riesige, 14 Hektar große Glashaus zur ganzjährigen Paradeiserzucht, das der Gemüseproduzent Perlinger an den Ortsrand von Frauenkirchen bauen will, hat die Gemeinde am Samstag in ihrer ganslsatten Martiniruhe gestört. Stattdessen stritt man. Und das hörbar erstmals.

Die roten Gemeindeväter haben zu einer "Pressekonferenz" ins Alte Brauhaus geladen. Daraus wurde eine teilweise emotionale Bürgerversammlung, in der vor allem der Edelwinzer und Sprecher der Bürgerinitiative Josef Umathum und der rote Landeshauptmann Hans Niessl – einst selber Ortschef hierorts – aneinandergerieten.

Unterschriftensammlung

Niessl sprang ("Es ist das erste Mal seit 16 Jahren als Landeshauptmann, dass ich mich in die Gemeindepolitik einmische") seinem Bürgermeister Josef Ziniel bei, dem Umathum vorwirft, drüberzufahren mit dem roten Alleingangsbeschluss, das Grundstück im Sinne des Glashausprojektes umzuwidmen. Gegen die Umwidmung wurden 250 Unterschriften gesammelt. Die frieren das Procedere jetzt einmal bis Dezember ein. Geben den Gegnern Zeit, mehr Unterschriften zu sammeln zur Erzwingung einer Volksabstimmung über das 20-Millionen-Euro-Projekt, mit dem Frauenkirchen, so Ziniel, 80 bis 90 Arbeitsplätze und rund 100.000 Euro Kommunalsteuer lukrieren könne.

Die Grundsatzfrage sei, so Niessl, der keine Unvereinbarkeit sieht zwischen seinem leidenschaftlichen Ortsengagement und seiner politischen Zuständigkeit für Raumplanung auf der Landesregierungsebene: "Wollen wir weiter Paradeiser aus Marokko, Spanien oder Holland essen oder solche, die im Land produziert werden?"

Neue Töne

Die Grundsatzfrage für Umathum ist, sagt er, ob man ein Projekt wie dieses "einfach durchwinken" solle. Oder ob die Ortsbevölkerung nicht doch intensiver damit beschäftigt werden müsste.

Mittlerweile geht die Beschäftigung aber eh schon weit über Frauenkirchen hinaus. Niessl ("Ich wohne in nächster Nähe zu diesem Grundstück") hat das Thema durch seinen Auftritt nach Eisenstadt getragen. Die Grünen sind bereits dagegen. Die Wirtschaftskammer dafür.

Deren jüngste Kaufkraftanalyse hat Niessl überraschend fürs Glashaus ins Treffen geführt. Auf den Vorwurf, hier entstünden ja hauptsächlich Billigarbeitsplätze für Ungarn, erläuterte er, dass diese Ungarn dann ja auch viel Geld ("netto 70 Millionen") im Burgenland ließen. Neue Töne für Niessl, der sonst gern einer hermetischeren Grenze das Wort redet. (wei, 14.11.2016)