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Aufschlag Thiem in der O2-Arena.

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Elitäres Publikum: Manchester United-Trainer Jose Mourinho und Barcelona-Spieler Gerard Pique.

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Verabschiedung nach einer nur im ersten Satz hart geführten Partie.

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London – Die O2-Arena ist nicht die Lugner-City. Sie ist auch größer. Seit 2009 finden in London die ATP Finals, das Klassentreffen der acht besten Tennisspieler des Jahres, statt. Und das in einem Rahmen, den sich manche Popstars wünschen würden. Die erste Säule zwischen U-Bahn-Station und Veranstaltungshalle gehört schon Dominic Thiem. Ein Bild und die Statistiken des 23-Jährigen schmücken sie. Österreichs derzeit bester Tennisspieler rutschte nach einer furiosen ersten Saisonhälfte und zuletzt schwächeren Leistungen gerade noch in das Raster für London. "Ein Traum", sagte er vor dem Turnier. Die Erwartungen sind nach letzten Auftritten nicht hoch, im ersten Spiel ging es am Sonntagnachmittag gleich gegen den Mitfavoriten Novak Djokovic.

Großes Kino, großes Tennis

Es ist ein Spektakel, eine Show. Vor dem Einlaufen der Spieler funkelt die Halle, einzig die Linien auf dem Platz werden beleuchtet. Laute Musik dröhnt. Die Spieler werden stilisiert, irgendwo zwischen Justin Bieber und Gladiatoren. Thiem wirkt vor dem ersten Ballwechsel beeindruckt, fast überfordert, wie ein Kind mit Papas Geldbörserl im Spielzeuggeschäft. Es ist vielleicht die schrillste Bühne des Tennissports.

Djokovic kennt das schon. Der 29-jährige Serbe musste nach 122 Wochen an der Spitze der Weltrangliste seinen Thron an den Schotten Andy Murray abgeben. Bis vor kurzem war er das Nonplusultra im Tennis, in London ein willkommener Dauergast.

Was für ein Passierschlag, da half auch die Becker-Rolle nichts.
ATP

Thiem, sonst öfters mit Anlaufproblemen, startet konzentriert in den ersten Satz. Spiele gegen Djokovic sind ein Tanz auf dem Vulkan, ein Jonglieren mit dem Risiko: Zu viel davon, und die Fehler häufen sich, zu wenig, und der Serbe fährt drüber. Das Service des Österreichers ist von Beginn an da, die ersten Aufschläge kommen. Das Match ist auf Augenhöhe. Thiem begeistert immer wieder mit guten Schlägen, zeigt früh, dass er sich nicht abschießen lassen will.

Auch die Sympathien sind verteilt. Sonst hat es England nicht so mit Außenseitern: Schottland, Wales und Irland können ein Lied davon singen. Thiems Punkte werden bejubelt.

Schnuppern an der Überraschung

Dass der erste Satz im Tie-Break entschieden wird, überraschte dann doch. Djokovics Makellosigkeit der letzten Jahre bröckelt. Thiem zieht im Tie-Break davon, erarbeitet sich drei Satzbälle, verschleudert aber gleich zwei per Doppelfehler. Am Ende holt er sich doch noch den Abschnitt, schnuppert an der großen Überraschung.

Auf dem Vulkan zu tanzen kostet Kraft. Für Thiem gehen nach dem intensiven ersten Durchgang, der mehr als eine Stunde gedauert hat, die Lichter aus. Er kassiert flott die Höchststrafe, die Luft ist draußen. Djokovic holt sich nach nur 23 Minuten den Satz mit 6:0. Im dritten Satz kann sich der Österreicher kurz aufbäumen, schlussendlich geht aber auch dieser mit 6:2 an den Favoriten.

Für Thiem war das erste Match trotzdem "eine besondere Erfahrung". Djokovic lobte seinen Gegner: "Seine Leistung war beeindruckend, vor allem weil es sein erstes Masters ist. Gerade zu Beginn hat er ganz starkes Tennis gezeigt." Beide spielen am Dienstag ihre nächsten Partien. Der Österreicher gegen Gael Monfils, der Serbe gegen Milos Raonic. Der Kanadier bezwang den Franzosen im Abendspiel der "Gruppe Ivan Lendl" recht deutlich 6:3,6:4. (Andreas Hagenauer aus London, 13.11.2016)