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Donald Trump (links) in Sarasota, Florida, blickt auf eine Maske.

Foto: REUTERS/Carlo Allegri

"It's the economy, stupid!" Mit diesem Slogan hat Bill Clinton seinen ersten Wahlkampf im Jahr 1992 gewonnen. Er verdankt ihn dem Spindoktor und Wahlkampfberater James Carville. Anfangs sollte nur das Wahlkampfteam motiviert werden. Doch stand der Slogan auch für ein Programm: Der Staat muss gut wirtschaften, damit es seinen Bürgern gutgeht.

Heutzutage werden Wahlkämpfe anders geführt. Wie sich in den USA vergangene Woche gezeigt hat, geht es nicht mehr um die Wirtschaft oder andere Sachthemen, sondern um die Stimmungslage. "Make America Great Again" war die Devise von Donald Trump. Natürlich wurden auch politische und soziale Inhalte thematisiert, doch das schien bei weitem nicht so wichtig wie Gefühle. Außerdem war vieles, was da behauptet wurde, schlichtweg falsch. Relativ spät bemühten sich einige wenige Medien, Trumps Aussagen einem Faktencheck zu unterziehen, doch spielte das schon keine Rolle mehr.

Falschmeldungen im Netz

Viel entscheidender waren jene mazedonischen Teenager, die Hunderte von Trump-freundlichen Falschmeldungen im Internet platzierten und damit gutes Geld verdienten. Ihre Postings wurden vom Trump-Lager schnell aufgegriffen und in Windeseile über soziale Medien verbreitet. Die Urheber in Mazedonien und anderswo kassierten bei jedem Klick. Die Trump-Kampagne entwickelte sich über weite Strecken zum Selbstläufer. Auch wenn es irgendjemand gewollt hätte – das hätte sich nicht mehr einfangen lassen.

Algorithmen in der Politik

Heute muss sich Facebook den Vorwurf der Wahlmanipulation gefallen lassen. Seine Algorithmen haben der Meinungsbildung jenen Spin gegeben, der Trump zum nächsten US-Präsidenten gemacht hat. Und was lernen wir daraus? Wahlprogramm und Strategie gehören zwar zu einem ordentlichen Wahlkampf dazu, aber letztlich ist es der Algorithmus, auf den es ankommt. Und so neu ist das auch nicht, unser Konsumverhalten wird schon seit vielen Jahren so gesteuert. Aber dass der Algorithmus nun auch in unser politisches Denken eingreift, das hebt ihn in eine neue Dimension. (Markus A. Gaßner, 14.11.2016)