Der große Vorteil der Kopfform ist die längere Haltbarkeit im Freien wie auch im kühlen Keller.

Illustration: Dennis Eriksson

Es muss vor ungefähr 263 Jahren gewesen sein, als der rührige Linnaeus-Carl, ein Schwede und Naturforscher, den Stift zur Seite gelegt und ein zufriedenes Lächeln aufgesetzt hat. Er war erfüllt von seinem Tagwerk, schließlich war ihm soeben die Erstbeschreibung der Gattung Brassica auf Seite 666 in seinem zweibändigen Buch "Species Plantarum" gelungen.

Nie zuvor hatte ein Mensch auf diesem Planeten dem Kohl derartige Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Immerhin brachte ihm unter anderem dies drei Jahre später die Erhebung in den Adelsstand, und er nannte sich fortan Carl von Linné. Bekannt war der Kohl natürlich schon früher. Die Römer nannten diese Gewächse "caulis", was auf die altgriechische Bezeichnung für hohl, "kaulós", zurückgeht, und die Germanen machten aus dem lateinischen Lehnwort den "col".

Hohl sind nur die Stängel des Kohls, in der Regel dient er dem Füllen von Hohlkörpern wie Magen und Darm. Ursprünglich hat der Kohl noch keinen Kopf, sondern nur lose Blätter – trotzdem gut. Erst später gelang es den Züchtern, dichtere Blattstände und folglich richtige Köpfe zu züchten. Das wäre heutzutage wahrscheinlich verpönt, wenn nicht sogar verboten.

Kühler Kopf

Der große Vorteil der Kopfform ist die längere Haltbarkeit im Freien wie auch im kühlen Keller. Kohl und Kraut sind nahezu synonym zu verwenden, der Farbunterschied zwischen Rotkraut und Blaukraut ist dem pH-Wert des Bodens geschuldet – oder der Zubereitungsart: Gibt man Säuren wie Wein oder Apfelsaft dem schmurgelnden Blaukraut bei, wird es zu Rotkraut. Verarbeitet man Rotkraut süßlich, eventuell mit einer Messerspitze Natron, so wird es Blaukraut. Lustig kann es in der Küche zugehen, haha.

Entfaltung

Im Garten haben die diversen Kohlsorten in der Regel nur einen Feind: den Gartler. Vergisst dieser, die Pflanzen mithilfe eines Insektennetzes vor Schädlingen zu schützen, haben die Kohle nur geringe Chancen, ihre Pracht erst im Garten, dann auf dem Teller und zuletzt im Raume zu entfalten.

Halbschatten ist für diese Gattung der Kreuzblütengewächse in Ordnung, ständiges Gießen ratsam, ein schwerer Boden kein Fehler – wobei die frühen Sorten wie das überaus beliebte Frühkraut gerne auch im Sandigen gedeihen. Eines muss allen Kohl- und Krautgartlern allerdings bewusst sein: Wenn eine Pflanze einen drei Kilogramm schweren Kopf ausbilden soll, muss das Substrat dazu auch wo herkommen. Also ohne Kompost und Stickstoffgaben tut sich da nicht viel.

Ein Hinweis zur Lagerung: Mit der Grabgabel samt Wurzelstock geerntet, schüttelt man die Erde ab und hängt den Kohl verkehrt am Strunk auf. So kann zirkulierende Luft einem etwaigen Pilzbefall vorbeugen. In der Regel hat man dann den ganzen Winter über Kohl. Mahlzeit! (Gregor Fauma, RONDO, 29.11.2016)