Es war nicht nur ein Abschied von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, sondern auch ein Goodbye für Deutschland und Berlin. Doch die Berlinerinnen und Berliner bekamen beim dritten und letzten Besuch von Barack Obama von ihm außer Straßensperren nichts mit, sie konnten ihn nur im Fernsehen sehen.

Denn Obamas letzte Visite fand in einer Blase statt. Beim ersten Mal – 2008, noch als Wahlkämpfer – hatte Obama vor 100.000 Menschen an der Siegessäule gesprochen, die "Obamania" war in Deutschland auf ihrem Höhepunkt. Bei der zweiten Visite hielt er, dann schon als US-Präsident, eine Rede vor dem Brandenburger Tor. Diesmal jedoch gab es keine Ansprache in der Öffentlichkeit, Obama wurde nur vor dem Brandenburger Tor gesichtet, wo er einen Coffee to go in der Hand hielt.

Barack Obama bei seinem letzten Besuch als US-Präsident in Berlin.
Foto: AFP PHOTO / Brendan Smialowski

Unweit des Brandenburger Tores, im Luxushotel Adlon, logierten er und sein Tross. Dorthin kam Angela Merkel schon am Mittwochabend, kurz nach Obamas Landung in Berlin. Die beiden hatten ein privates Abendessen im Hotel, zu besprechen gab es nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA genug.

Froh, dass Merkel da ist

Wie sehr Obama und Merkel Seite an Seite stehen, betonten sie in einem gemeinsamen Beitrag für die "Wirtschaftswoche". Darin forderten sie, dass Deutsche und Amerikaner die Globalisierung gemeinsam gestalten sollten. Sie machen sich für das Handelsabkommen TTIP zwischen den USA und der Europäischen Union sowie die vereinbarten weltweiten Klimaschutzziele stark – Projekte, die Trump ja ablehnt.

Am Donnerstag begann dann nach dem Fitnesstraining im Adlon das offizielle Programm. Vor dem Lunch mit dem US-Botschafter gab Obama noch der ARD und dem "Spiegel" ein Interview.

Bild nicht mehr verfügbar.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen in Berlin.
Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

In diesem brachte er erneut – wie schon bei seinem Besuch in Hannover in April – seine Wertschätzung für Merkel zum Ausdruck und appellierte an die Deutschen, die Kanzlerin zu achten: "Sie steht für große Glaubwürdigkeit, und sie ist bereit, für ihre Werte zu kämpfen. Ich bin froh, dass sie da ist, und die Deutschen sollten sie wertschätzen. Ich schätze sie jedenfalls als Partnerin."

Er warnte auch davor, die Folgen der Globalisierung auf die Bevölkerung zu unterschätzen: "Wenn die globale Wirtschaft nicht auf Menschen reagiert, die sich zurückgelassen fühlen, wenn die Ungleichheit weiter wächst, werden wir erleben, dass sich die Spaltungen in den Industrieländern ausweiten."

Obamacare verbessern

Obama äußerte sich zudem über die Pläne seines Nachfolgers Trump für das US-Gesundheitssystem und das nach ihm benannte Krankenversicherungssystem Obamacare. Trump hatte im Wahlkampf erklärt, er wolle es abschaffen, nach dem Wahlsieg aber gesagt, er wolle doch "Teile" erhalten und von Verbesserungen gesprochen. Obama meinte in Berlin dazu: "Er (Trump, Anm.) sagt, dass er das System verbessern kann. Ich glaube: Wenn er die gleiche Anzahl von Menschen krankenversichern kann – und zwar besser als ich –, dann würde ich dies unterstützen."

Bild nicht mehr verfügbar.

Obama mit Merkel am Donnerstag in Berlin.
Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Am Nachmittag fuhr Obama ins Kanzleramt zur offiziellen Unterredung mit Merkel. Man sprach natürlich über Putin, die deutsche Seite war aber auch höchst interessiert an den Schilderungen seines Gesprächs mit Trump im Weißen Haus vor einigen Tagen. Die CDU hat zwar Kontakte zu den Republikanern, diese sind auch während Trumps Wahlkampf nicht abgerissen. Doch zu Trump oder seinem Umfeld gibt es noch keine Beziehung.

Unklar ist auch noch, wann sich Trump und Merkel zum ersten Mal begegnen werden. Sollte Trump nicht vor dem Sommer nach Deutschland kommen und Merkel nicht nach Washington eingeladen werden, dann wäre der G20-Gipfel in Hamburg im Juli die erste Gelegenheit für ein Treffen der beiden. (Birgit Baumann, 17.11.2016)