Sechs Stadttore hat die mächtige Stadtmauer von Morella. Die Burg liegt auf einem Felsrücken, von dem aus man eine gute Aussicht auf die reliefartige Landschaft hat.

Foto: Turismodecastellon

Spektakulär alt sind die "Millenniumsbäume" der Region Maestrazgo. Rund 5.000 solcher sehr alten Olivenbäume gibt es noch.

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So schaut's aus in der Region Maestrazgo.

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Wir stehen an der Kante der Valltorta-Schlucht und blicken hinunter: Drei-, vierhundert Meter geht es da steil hinab. Unten macht das seit einigen Jahren ausgetrocknete Flussbett eine scharfe U-Kurve. Diese Stelle war ideal für die Treibjagd. Man konnte hier das Wild in die Enge treiben und sich einen Vorrat an Fleisch anlegen.

Wie strategisch eine solche prähistorische Jagd angelegt war, davon erzählen wenige Meter weiter die erstaunlich gut erhaltenen Felsmalereien von La Valltorta in der Nähe der kleinen Ortschaft Tirig. Es sind die Szenen einer Treibjagd auf Hirsche, Rehe und Steinböcke. Sie werden von mehreren Männern behende gejagt, wie auf den mit roter Farbe gemalten Zeichnungen zu sehen ist. 1911 wurden die Felsmalereien entdeckt und lange Zeit nicht richtig eingeordnet. Heute gibt es Teile der Jagdszenen nicht mehr. Gestohlen, wie unser Führer Luis Coll berichtet. Seither wird die Höhle mit den Malereien, die unter Unesco-Schutz stehen, am Abend abgesperrt.

Tausendjährige Olivenbäume

21 solcher Wandmalereien aus der Alt- und Jungsteinzeit wurden ganz in der Nähe gefunden, in Höhlen und Felsüberhängen. Und noch immer kommt es vor, dass solche Zeichnungen entdeckt werden. Das wird dann geheim gehalten, bis die Entdeckung eingeordnet und abgesichert ist.

Ebenfalls spektakulär alt sind die "Millenniumsbäume" der Region Maestrazgo. Rund 5.000 solcher sehr alten Olivenbäume gibt es noch, erzählt Chema Rabasa, ein junger Mann mit viel Energie und gutem Englisch. Ein kleines Tourismusunternehmen namens Itinerantur hat er gegründet, im Rahmen dessen er maßgeschneiderte Wanderungen anbietet, etwa in den Olivenhainen.

Wertvolle Bestände

Bei einer solchen Tour kann man die schönsten Exemplare besichtigen. Auch den Baum, der in der erfolgreichen spanischen Tragikkomödie "El Olivo" vorkommt. In dem Kinofilm wird der prächtige Baum an nur einem Tag entwurzelt und nach Deutschland verschifft. Ein realistischer Filmplot, denn – wie bei den Höhlenmalereien – früher wurde viel illegal ausgegraben, verkauft und irgendwo in der Welt auf dem Anwesen einer reichen Person aufgestellt.

Heute, sagt unser Tourguide, haben die Olivenbäume einen Chip implantiert. Die Behörden wissen also um die wertvollen Bestände. Wie man erkennt, dass ein Olivenbaum tausend Jahre oder mehr am Buckel hat? Wenn der Umfang des Stammes mindestens dreieinhalb Meter beträgt, hat er ein biblisches Alter erreicht. Einen Besuch der Olivenhaine sollte man mit dem Kauf eines Öls aus den Früchten der lokalen Sorte Farga abschließen. Diese Öle kann man bei den dortigen Bauern erwerben oder in kleinen regionalen Geschäften, etwa am Hauptplatz von Sant Mateu.

Schwarze Trüffel

Überhaupt darf die Kulinarik bei einem Besuch dieses touristisch nicht sehr stark erschlossenen Landstrichs nicht zu kurz kommen. Die dortige Küche ist nicht mediterran-leicht, sondern von der Schwere geprägt, wie sie bei Bauern mit ihrer harten Arbeit zu finden ist. Hier isst man eine Paella, die im Ofen gebacken wurde. Mit Würsten, Erdäpfel und Kichererbsen. Arroz al Horno heißt das Gericht, für das man oftmals den Bäcker ums Eck bemühte. In großen Schüsseln ließ man dort den Reis ausbacken und trug ihn dann fertig nach Hause.

Eine besondere Spezialität sind die schwarzen Trüffel, die es in den Bergen von Castellon gibt. Wild wachsend, aber auch in Zucht, auf umzäunten Plantagen. Eingezäunt deshalb, damit nicht wilde Schweine mit ihrem ausgezeichneten Geruchssinn sich über die Ernte hermachen.

Hund und Schwein

Die Einheimischen von Culla – das ist ein hübscher Ort mittelalterlichen Ursprungs – schwören darauf, dass es keinen Geschmacksunterschied gibt zwischen wilden und gezüchteten Trüffeln. Wobei nicht nur unter Eichen gezüchtet wird. Neuerdings wird auch unter Haselnusssträuchern mit dem Pilz experimentiert – mit noch ungewissem Ausgang. Geerntet wird mit "Trüffel"-Hunden, auch ein Wildschwein gibt es in Culla, das bei den regelmäßig stattfindenden Such-Wettbewerben häufig die fetteste Beute macht.

Trüffelsaison ist von Dezember bis März und in dieser Zeit servieren viele Restaurants entsprechende Menüs. 60 bis 70 Sorten Trüffel gibt es – die wenigsten sind so teuer und schmackhaft wie die schwarze Sorte, für die man auf den Märkten 300 bis 700 Euro das Kilo bezahlen muss.

Bauernhöfe und ...

Wenn man durch flachere Teile des Hinterlandes oder über die vielen Hochplateaus fährt, sind oftmals reizvolle alte Gehöfte zu sehen. Viele verfallen, einige wurden – mit unterschiedlichem Geschick – renoviert und dienen nun auch als kleine agrotouristische Hotels. Masia nennt man diese ehemaligen Großbauernhöfe, die wie befestigte kleine Burgen trutzig in der Landschaft stehen. Umgeben sind sie von Trockenmauern aus Stein, die überall die Landschaft durchziehen.

Diese Gutshöfe waren deshalb so befestigt, weil die Gefahren in Spanien immer allgegenwärtig waren: Banditen oder auch Piraten, die vom nahen Meer kommend auf schnelle Landbeute aus waren. Oder aber rivalisierende Truppen und Heere suchten leichte Beute, zum Beispiel unter den Mauren und später während der Reconquista.

... Burgen

Die Burgen mit ihren strategischen Lagen hoch in den Bergen zeugen von den vielen kriegerischen Phasen dieses Landstrichs. Ein solch schwer einzunehmender Ort war Ares del Maestre. In einer reliefartigen Landschaft gelegen, schmiegt sich der Ort an einen hohen Felsen, der wie ein mächtiger Pfropfen auf einem sowieso schon imposanten Berggipfel steckt. Dieser fast viereckige, massive Felsen – gut tausend Meter hoch – dominiert alles und war in kriegerischen Auseinandersetzungen ein Hotspot. Er wurde im Inneren ausgehöhlt, Stollen und Hallen sind Teil der Burg. Heute ist im Felsen ein kleines Museum.

Natürlich kann man hier gut und in den unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden wandern. Rund 1.000 Kilometer lang ist das Netzwerk allein in der Provinz Castellon. Es gibt Weitwanderwege wie den Jakobsweg oder ehemalige Bahntrassenwege, die zu aufgelassenen Minen führen und die zum Radfahren ebenso geeignet sind wie zum Wandern.

Stierkampfarena für Konzerte

Als Ausgangspunkt für solche Aktivitäten eignet sich Morella, eine befestigte Stadt, deren Ursprünge bis auf die Antike zurückgehen. Der Ort mit seiner kleinen Fußgängerzone und seinen engen Treppengassen ist trotz des historischen Erbes lebendig und modern. Am Sonntag, noch während der Messe, wird ein Bauernmarkt abgehalten; die Einheimischen sitzen vor den Kaffeehäusern und tratschen.

Zweieinhalb Kilometer lang ist die Festungsmauer – ein gewaltiges Bauwerk, das in der Nacht beleuchtet wird, sodass man Morella schon von weitem sieht. An einem der Tore befindet sich ein Dinosauriermuseum und gar nicht weit davon eine Stierkampfarena. "Aber wir machen das nicht oft", sagen sie hier. "Meistens nutzen wir die Arena für Konzerte." (Johanna Ruzicka, 22.11.2016)