Unterbrochen werden die überwältigenden Porträts von nicht weniger beeindruckenden Luftaufnahmen.

Foto: Orf/france tv/human the movie

Wien – Es klingt nach einem verbrauchten Klischee: "Ein Sprichwort besagt, dass die Augen der Spiegel der Seele sind", sagt der Fotograf und Dokumentarfilmer Yann Arthus-Bertrand am Beginn seines Films Human – Die zwei Seiten der Menschheit. Der Blick in die Seele mag ein Klischee bleiben, doch zwei Stunden später wird kein Zuschauer die Macht der Augen leugnen können.

2000 Menschen in 65 Ländern interviewte Arthus-Bertrand für den Film, jene mit den beeindruckendsten Geschichten lässt er diese erzählen. Befreit von ihrem Umfeld sprechen sie vor dunklem Hintergrund: Über Liebe, Rache, Arbeit, über ihre Homosexualität, über Polygamie. Sie schauen direkt in die Kamera. Da ist der Mann, der seine Frau und sein Kind getötet und dem seine Schwiegermutter verziehen hat. Da ist die junge Frau, die abgetrieben hat und deshalb im Gefängnis sitzt. Da ist das Mädchen, das nur noch ein Huhn besitzt und nicht weiß, was es morgen essen soll.

Human the movie

Unterbrochen werden die überwältigenden Porträts von nicht weniger beeindruckenden Luftaufnahmen, die das Zusammenspiel von Natur und Menschen porträtieren.

Arthus-Bertrand lässt seine Protagonisten sprechen, unkommentiert, und scheut dabei nicht vor scheinbar übergroßen Fragen wie "Was macht den Menschen aus?" und "Was ist der Sinn des Lebens?" zurück. Sie liefern keine Antworten. Aber der Einblick in ihre Leben verleiht den Fragen eine neue Dimension. (sefe, 20.11.2016)