Wien – Die heimischen Versicherer stehen aus Sicht der Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen schlechter Erträge unter steigendem Kostendruck und sind zu mehr Effizienz und zu Kosteneinsparungen gezwungen. 2015 sank das Branchen-EGT um ein Sechstel. Die Solvabilitätsquoten seien recht hoch und stabil, bei einzelnen Versicherern aber volatil, so die FMA, die die anhaltenden Niedrigzinsen als erstes Risiko nennt.

Das Prämienwachstum sei zwar 2015 über dem europäischen Schnitt gelegen, das könne aber wohl nur wenig trösten, zeigten doch die Halbjahreszahlen 2016 wieder ein viel ungünstigeres Bild. Die 2015 noch sehr attraktiven Einmalerläge seien heuer in den ersten sechs Monaten mit einem Minus von über 40 Prozent "extrem stark eingebrochen", heißt es im neuen 90-seitigen jährlichen FMA-Bericht über die Assekuranzbranche.

Ständig sinkende Zinsen

In Anbetracht ständig sinkender Zinskurven und des generell schwachen ökonomischen Umfeldes beobachte die FMA die Entwicklung der Finanz- und Ertragslage der Versicherer sehr genau, damit auch in Zukunft die Erbringung aller Leistungen sichergestellt sei. Die Produktgestaltung in der Lebensversicherung sei für die Versicherer "schwieriger und anspruchsvoller als je zuvor", "das Niedrigzinsumfeld stellt derzeit das wohl größte Risiko für die Lebensversicherung in Österreich dar", so die Finanzmarktaufsichtsbehörde.

Denn aus bestehenden LV-Altverträgen müssten die Unternehmen noch über Jahre hinaus einen durchschnittlichen Garantiezins von (per Ende 2015) 2,7 Prozent erwirtschaften (mit einer Bandbreite von 2 bis 3,3 Prozent), "was vor dem Hintergrund der derzeitigen Marktlage und der bei Wiederveranlagung zu erzielenden Renditen eine besondere Herausforderung darstellt". Deshalb wird auch mit 1. Jänner 2017 der maximal zulässige Höchstzinssatz in der Sparte Leben weiter von 1,0 auf 0,5 Prozent abgesenkt, wird erinnert. Falls nötig werde die FMA weitere notwendige Maßnahmen ergreifen, um die Erfüllbarkeit der Garantien aus LV-Verträgen sicherzustellen.

Geringe Ertragserwartung

Für Neukunden seien im aktuellen Niedrigzinsumfeld alle mit relativ geringem Risiko versehenen kapitalbildenden Vorsorgeinstrumente nur mit einer geringen Ertragserwartung verbunden – trotzdem gebe es für den potenziellen Neukunden von LV-Produkten in der Praxis keine offenkundig besseren Alternativen, da alle kapitalbildenden Vorsorgeprodukte mit den gleichen Schwierigkeiten hinsichtlich der Ertragslage konfrontiert seien, so die FMA. Bis Juni entfielen von den 3,16 Mrd. Euro LV-Prämie 2,42 Mrd. auf klassische, 742 Mio. auf Fonds- und Indexpolizzen.

Immer wichtiger würden in der Lebensversicherung Produkte mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, die mehr Flexibilität bei der Einzahlung erlauben und nach einem Baukastensystem zusammengestellt werden, heißt es. Einige Versicherer würden – dem in Deutschland schon länger beobachtbaren Trend – folgen, Produkte anzubieten, bei denen sogenannte Schlussgewinne erst bei Laufzeitende dem Kunden der Höhe nach verbindlich zugesagt werden. "Dies hat für die Unternehmen den Vorteil, dass dadurch das Garantierisiko über die Restlaufzeit geringer ausfällt und eine Anrechenbarkeit als Eigenmittel unter Solvency II möglich sein kann", so die Finanzmarktaufsicht. (APA, 18.11.2016)