Miami – Der Smart war ja eines der ersten Autos, die es mit Elektroantrieb gab. In einem Großversuch fuhren bereits vor zehn Jahren 100 Elektro-Smarts durch London. Allerdings hatten sie damals noch keine Lithium-Ionen-Akkus, sondern Natrium-Nickel-Chlorid-Hochtemperaturbatterien, auch Zebra-Batterien genannt. Die Leistungsdaten waren trotzdem bereits beachtlich, aber noch nicht ganz ausreichend für einen weitreichenden Erfolg: 115 Kilometer Normreichweite ließen kaum mehr als 80 km im wahren Leben erwarten. Auch die Lebensdauer der Batterien war mit 1000 Ladezyklen noch etwas dürftig.

Foto: Smart

Fahrleistungen und Sparsamkeit waren schon damals beeindruckend: Bis 60 km/h konnte der Elektrische mit dem herkömmlichen Smart mithalten, und mit 12 kWh auf hundert Kilometer verbrauchte er nur rund ein Viertel Energie gegenüber seinem Benzinbruder und so wenig wie heute die sparsamsten E-Autos.

Ab 2008 folgten weitere Großversuche mit 2000 Autos in 18 Märkten.

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Die ersten allgemein käuflichen Smarts kamen 2012 auf den Markt. Sie entsprachen in ihren technischen Grundzügen mit Lithium-Ionen-Batterien und 55-kW-Elektromotor bereits der heutigen Generation. Jetzt wurde dieser Antrieb an die jüngste Generation des Smart angepasst.

Antrieb aus Nordfrankreich

Kurzum: 20 kg weniger Batteriegewicht, mehr Leistung (60 kW), weniger Verbrauch (von 15,1 auf 12,9 kWh pro 100 km gesenkt), erhältlich auch als Cabrio und erstmals auch als Viertürer. Der Antrieb wird übrigens im Renault-Werk in Nordfrankreich, in Cléon, produziert, woraus wir wohl schließen können, dass es auch den viertürigen bauähnlichen Renault Twingo mit Elektroantrieb geben wird.

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Hat man die erste Generation Lithium-Ionen-Batterien noch gemeinsam mit Tesla entwickelt (Daimler war seinerzeit daran beteiligt), kommen die jetzigen Akkus aus dem Mercedes-Benz-eigenen Accumotive-Werk im sächsischen Kamenz. Die Batteriezellen selbst stammen aus Südkorea von LG.

Dreiviertelstunde

Auch die Ladetechnik wurde heutigen und künftigen Gepflogenheiten angepasst. Nunmehr kann mit bis zu 22 kW Leistung geladen werden, das Maximum, das im Haushaltsstromnetz möglich ist. Das entspricht 400 Volt Starkstrom, mit 32 Ampere abgesichert. Damit ist der neue Smart in einer Dreiviertelstunde vollgeladen.

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Somit dauert es mit einer privat üblichen 11-kW-Wallbox (400 Volt / 16 Ampere) auch nur 1,5 Stunden. Mit dieser Art des beschleunigten Ladens erübrigt sich dann auch echtes Schnellladen mit 50-kW-Gleichstrom, das ja nur an öffentlichen Ladesäulen möglich ist.

160 Kilometer Normreichweite entspricht etwa hundert Kilometern unter suboptimalen Bedingungen. Um im Winter durch Heizen nicht noch weitere Reichweiteneinschränkungen in Kauf nehmen zu müssen, lässt sich das Auto vorwärmen, solange es noch an der Steckdose hängt, natürlich nach allen Regeln der Elektronik-Kunst per Handy-App.

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Der Smart ist von seiner Grundidee her schon ein wunderbarer Anwendungsfall für einen Elektroantrieb. Der Wagen läuft naturgemäß sehr leise und federt recht komfortabel. Die Wendigkeit und Spritzigkeit der Fortbewegung stellt eine eigene Dimension dar, naturgemäß der urbanen Fortbewegung. Es macht große Freude, mit dem elektrischen Smart zu fahren, es ist zuweilen durchaus lustiger als mit dem benzinbetriebenen, und man käme fast in Versuchung, sich damit wie beim Autodrom zu benehmen, was dann doch keine gute Idee wäre. (Rudolf Skarics, 21.11.2016)

Nachlese:

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