Überland – Reden wir jetzt einmal einen Moment lang nicht von diesen SUVs, deren Reifen einen so niedrigen Querschnitt haben, dass die Alufelgen nach dem ersten Randsteinkuss zum Weghauen sind. Reden wir einmal nicht von den Kunden, die sich ihren SUV gekauft haben, weil man da so klass einsteigen kann und so hoch sitzt. Und auch nicht von jenen, denen ein Vorderradantrieb reicht, weil sie im Winter eh nur bis zum Bäcker fahren.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Reden wir einmal von den Gewinnern des SUV-Booms. Von Menschen, die wirklich gern am Wochenende wandern gehen und jetzt, mit ihrem SUV, froh sind, ein Auto zu haben, das auf dem Weg in die Arbeit komfortabel ist, am Samstag aber nicht am ausgewaschenen Forstweg scheitert. Ersteres schließt also einen alten Panda aus, Letzteres einen tiefergelegten Sport-SUV mit Spoiler und Breitreifen.

Das kleine Besteck reicht

Um einen Forstweg auch noch nach einem ordentlichen Regen bewältigen zu können, braucht man jetzt keinen knochentrockenen und sündteuren Geländewagen, da genügt im Grunde jeder SUV mit einem Hang-on-Allradantrieb, also einer Haldex-Kupplung oder Ähnlichem, das die Hinterachse in dem Moment zuschaltet, wenn die Elektronik erkennt, dass der Grip an der Vorderachse langsam abreißt.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Ein verwandtes Allradsystem, das die Hinterräder bei Schlupf den Vorderrädern zuschaltete, war auch das Real Time 4WD, das schon 1996 im Honda CR-V oder 1999 im Honda HR-V verwendet wurde und den meisten Jägern für ihre Fahrten im Revier reichte.

Subaru brachte gar in den frühen 1970er-Jahren einen zuschaltbaren Allradantrieb im Leone. Ebenfalls ein Wagen, der bei Jägern sehr begehrt war.

Geringe Bodenfreiheit als Hindernis

Heute boomen die SUVs. Eine ihrer Schwächen ist manchmal die geringe Bodenfreiheit. Denn nicht selten begrenzt die Schürze vorne die Geländegängigkeit eines solchen Fahrzeugs. Niederquerschnittreifen und Leichtmetallfelgen sind auch nicht der Weisheit letzter Schluss, wenn es ins Gelände geht – aber bei den Alus kann man noch ein wenig tricksen.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Gerade wenn es ein wenig gatschig wird, kann man sich damit helfen, dass man etwas Luft aus den Reifen lässt. Bei etwas mehr als einem Bar Druck walken die Reifen in Fahrt so stark, dass sie sich sogar bis zu einem gewissen Grad selbst reinigen und den Schmutz wieder aus dem vollgeschmierten Profil werfen.

Große und kleine Abenteuer

Solche kleinen Tipps sind es, die darüber entscheiden, ob man eine Durchfahrt schafft, einen Hang erklimmen kann oder, anders gesagt, bei einer Trekkingtour am Abend am Ziel ankommt.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Vom kleinen bis zum großen Abenteuer finden sich Anbieter, die im Bereich Fahrtechnik gerne hilfreich zur Seite stehen. Ein Experte auf diesem Gebiet ist Johannes Mautner-Markhof, der für die Allradmesse verantwortlich zeichnet und ohne den es die Fachzeitschrift "4WD-Magazin" nicht geben würde. Er selbst bietet auf seinen Latifundien Offroadkurse an.

Erstaunlich, was SUV können

Der Profi schlechthin, was das Geländefahren angeht, ist Christian Karlberger, Leiter des ÖAMTC-Offroadzentrums in Stotzing. Er stellt den SUVs für gewöhnlich ein gutes Zeugnis aus: "Es ist erstaunlich, was aktuelle SUVs schaffen. Sie verbinden hohe Sicherheit im Straßenverkehr – dank einer Elektronik, die, wenn sie funktioniert, sensationell ist – mit der Eigenschaft, im Gelände sehr viel zu können."

Christian Karlberger leitet das ÖAMTC-Offroadzentrum Stotzing.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

So hat man mit einem 4x4-SUV und etwas gutem Willen eigentlich alles, um an einem Offroadtraining teilzunehmen. Erstaunlich ist, was den Teilnehmern dort vermittelt wird. Nämlich nicht in erster Linie, wie man einen Hang bezwingt, sondern "wir versuchen die Selbsteinschätzung eines Teilnehmers auf ein Höchstmaß zu steigern", erklärt Karlberger. Er gibt aber auch zu, Kurse anzubieten, in denen man sich an einem Tag das Rüstzeug für eine Safari im Geländewagen holen kann. (Guido Gluschitsch, 24.11.2016)

Offroadfahren in Österreich

Hier eine kleine Zusammenfassung von Anbietern, bei denen man frei offroadfahren kann oder einem zumindest das Fahren im Gelände in Trainings nähergebracht wird, plus Winterstrecken:

# ÖAMTC-Fahrtechnikzentren, Offroadzentrum Stotzing, diverse Wintertrainings

# mmotors / Johannes Mautner-Markhof, Gaaden

# Hellsklamm, Klamm

# Projekt Spielberg, Red-Bull-Ring, Spielberg

# Allradgelände Wels

# Retter Events, Loipersdorf

# Männerspielplatz – Dynamite Tours, Oberndorf

# Motorevents, Salzburg, Offroad- und Winter-Driving in ganz Österreich

# Kundenveranstaltungen von Land Rover, Jeep, VW ...