Riad/Sanaa – Die für das Wochenende vereinbarte Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und Rebellen im Jemen ist erst am zweiten Tag weitgehend eingehalten worden. Es habe am Sonntag nur noch ganz sporadische Kämpfe gegeben, berichtete ein Militärvertreter. Zuvor war am Samstag auch Stunden nach Inkrafttreten der 48-stündigen Feuerpause am Mittag vor allem um die Stadt Taes heftig gekämpft worden.

Unklar blieb zunächst, ob die Waffenruhe über Montagmittag hinaus verlängert wird. Nach mehreren erfolglosen Vermittlungsversuchen war am Samstag um 12.00 Uhr Ortszeit (10.00 Uhr MEZ) ein Waffenstillstand in Kraft getreten, der zumindest 48 Stunden halten sollte. Die inzwischen sechste Waffenstillstandsvereinbarung für das Land wurde von der arabischen Militärkoalition verkündet, die die Regierungstruppen im Kampf gegen die Aufständischen mit Luftangriffen unterstützt.

Verlängerung möglich

Die Militärallianz erklärte sich laut einer von der saudi-arabischen Nachrichtenagentur SPA veröffentlichten Erklärung zu einer Verlängerung der Feuerpause über Montagmittag hinaus bereit, wenn auch die Houthi-Rebellen die Waffen schweigen lassen und Hilfslieferungen in belagerte Städte wie Taes erlauben. Auch die Houthi-Rebellen erklärten sich zur Einhaltung des Waffenstillstands bereit.

US-Außenminister John Kerry hatte am vergangenen Montag im Oman mit Rebellenvertretern gesprochen und anschließend einen Waffenstillstandsplan präsentiert. Die Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi lehnte den Plan, wonach die Waffenruhe bereits am Donnerstag beginnen sollte, zunächst ab. Wie aus Regierungskreisen verlautete, beugte sie sich aber schließlich dem "internationalen Druck".

Die internationale Gemeinschaft ist angesichts der zunehmenden Zahl ziviler Opfer bei den Luftangriffen der arabischen Militärkoalition alarmiert. Dass die Allianz den zweitägigen Waffenstillstand akzeptierte, geschah nach ihren Angaben auf Bitten von Hadi.

Allerdings ließen die anhaltenden Kämpfe um Taes im Südwesten des Landes am Samstag zunächst an der Wirksamkeit der vereinbarten Feuerpause zweifeln. Die arabische Militärkoalition warf den Rebellen 180 Verstöße in den ersten zehn Stunden der Waffenruhe vor. Der UN-Sondergesandte Ismail Ould Cheikh Ahmed rief angesichts der Entwicklung alle Konfliktparteien auf, "die Einstellung der Feindseligkeiten voll zu respektieren und sicherzustellen, dass dies zu einem dauerhaften Ende des Konflikts führt".

Am Sonntag ging die Gewalt deutlich zurück: Auf die von den Houthi-Rebellen kontrollierten Hauptstadt Sanaa gab es keine Luftangriffe der arabischen Militärkoalition, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Auch in Taes war es deutlich ruhiger als am Vortag, wie aus Militärkreisen verlautete.

Diese Entwicklung "weckt ein wenig Hoffnung", erklärte in Berlin der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). "Nur wenn die Kampfhandlungen aufhören, kann humanitärer Zugang gewährleistet und die notleidende Bevölkerung mit den so dringend benötigten Hilfslieferungen versorgt werden."

Im Jemen kämpfen seit September 2014 Truppen des ins Exil geflüchteten sunnitischen Präsidenten Hadi gegen die vom Iran unterstützten schiitischen Houthi-Rebellen und andere Milizen, die dem ehemaligen Staatschef Ali Abdallah Saleh die Treue halten. Seit März 2015 fliegt ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis Luftangriffe auf die Rebellen und unterstützt damit die Hadi-Truppen.

Seit Beginn der Kämpfe wurden nach Schätzungen der UNO fast 7000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. US-Außenminister Kerry sprach von einer "humanitären Katastrophe". (APA, 20.11.2016)