Florian Mader (SKN), Sven Sprangler (Mattersburg), David Stec (SKN) legen sich ins Zeug.

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St. Pölten – Ein Hundling ist er schon, der Fußballgott – oder wer auch immer hier das Heft in der Hand hält. Da legt der Sportklub Niederösterreich St. Pölten vor der Länderspielpause einen heroischen Sieg bei Tabellenführer Sturm Graz hin, und was passiert? Nur 24 Stunden später ersäuft RB Salzburg, das eben noch OGC Nizza gezeigt hatte wo der Bertrand den Pastis herholt, beim Wasserball à la Pappelstadion.

Hätte Normalität geherrscht, wäre der SKN seinem hartnäckigsten Kontrahenten im Rennen gegen den letzten Tabellenplatz um vier Punkte davongezogen und hätte er mit einem Sieg im direkten Duell am Samstag in der NV-Arena diesen Polster auf gigantische sieben Zähler aufschütteln können. Das ist zugegeben eine an Übermut grenzende Konjunktivreihe, aber sagen dürfen wird man das doch wohl noch.

Mattersburg begann die von Drama-Queen Reinhard Weidinger als "Zwölfpunktespiel" titulierte Partie mit der Überrumpelungstaktik. Mit auf Wucht gebauter Initiative wollten die Burgenländer den Gastgebern zusetzen. Hohe Bälle nach vorne waren dabei das Mittel der Wahl – kein Wunder, haben die Burgenländer laut Statistik doch 93 Prozent der Kopfballduelle in des Gegners Strafraum für sich entscheiden können. Man wird sich diesen Satz merken müssen.

Die durchaus stark ersatzgeschwächten St. Pöltner (vier Stammkräfte fehlten verletzt oder gesperrt) brauchten einige Minuten, bis sie eine Beruhigung des Geschehens zuwege brachten. Ivica Vastic, der der Erwartung feiner Klingen im Vorfeld eine Absage erteilt hatte, sollte recht behalten. Zumindest was seine Mannschaft betraf. Die hielt die Zweikampf-Intensität zwar weiter hoch, wurde von sicherer werdenden Gastgebern jedoch zunehmend auf reaktives Verhalten beschränkt. Nach 18 Minuten dribbelte sich SKN-Mittelfeldmann Michael Ambichl beinahe zu einer ersten Chance, vier Minuten später traf sein Kollege Jeroen Lumu nach einem Corner den Ball nicht richtig. So etwas wie Stimmung wollte ausbrechen, die Zuschauer patschten vorübergehend recht fleißig mit ihren Fanklatschen.

Eine halbe Stunde war vorüber. St. Pölten hatte das Match nun klar im Griff und Alois Höller gut und gerne bereits 57 Mal geköpfelt. Regelmäßig fetzte Mattersburg-Keeper Markus Böcskör die Abschläge in Richtung des rechten Flügels. Die spielerischen Limits des Schlusslichts, das das Mittelfeld nach wie vor ohne Umschweife im ersten Stock zu überwinden trachtete, wurden schmerzhaft deutlich. Glanz verbreiteten jedoch auch die Blau-Gelben beileibe nicht. Gefahr noch weniger: Weitschüsse von Lukas Thürauer (30.) und David Stec (42.) waren die magere Ausbeute der ersten Halbzeit.

Als es schien, als ob beide Seiten das Publikum mit der Nase darauf stoßen wollten, dass hier das schwächste Heimteam der Liga sich mit der schlechtesten Auswärtsmannschaft maß, ließ Thürauer Klasse aufblitzen. Zwei ausgetanzte Verteidiger pflasterten seinen Weg auf der linken Seite, der folgende Schlenzer verfehlte nur knapp das lange Eck (51.). Der SKN-Regisseur gab damit das Signal zu einer Aktivitätsphase seiner Mannen, welche kurz darauf auch einen gut angetragenen Weitschuss Andreas Dobers abwarf (60.).

Es passierte etwas

Mattersburg machte in dieser Phase nur mit den Reibeisenstimmen des Betreuerduetts Ivica Vastic und Kurt Russ auf sich aufmerksam, deren heisere Schreie durch den Park gellten. Ballesterisch hatte man dagegen weitgehend abgedankt. Daher hätte Marcel Holzmann auch Zeit genug gehabt ein Origami zu falten, als ihn – völlig verwaist – in der 70. Minute ein von Thürauer clever durchgelassener Ball erreichte. Doch der linke Flügels des SKN schoss lieber zur Führung ein. Die aufkommende Euphorie auf den mit 2491 Menschen besetzten Rängen wurde jedoch umgehend gekontert. Jano brachte den zweiten Mattersburger Corner des Spiels zur Mitte, Florian Templ setzte sich – natürlich – im Kopfballduell durch und der eingewechselte Barnabas Varga setzte den kurz abgewehrten Ball zum Ausgleich über die Linie (74.). Man durfte von einer 105-prozentigen Chancenauswertung sprechen.

Und es ging so weiter. Mit Corner drei und Goal zwei für Mattersburg nämlich. Diesmal köpfelte Varga, Dober stellte sich auf der Torlinie ungeschickt an und schließlich war es am ebenfalls eingewechselten Thorsten Röcher, ein Kurzdistanz-Danke anzubringen (87.). Der SKN war dem Offenbarungseid jetzt sehr nahe. Doch es gab einen Gegenzug und an dessen Ende eine Umarmung Daniel Segovias durch Philipp Erhardt. Sie zog sich von außerhalb in den Sechzehner hinein, Referee Robert Schörgenhofer fand: Elfmeter. Alhassane Keita gab sich keine Blöße – 2:2 (89.). Ein über weite Strecken eher armes Fußballspiel hatte sein immerhin turbulentes Ende gefunden. (Michael Robausch, 19.11. 2016)

Fußball-Bundesliga (15. Runde):

SKN St. Pölten – SV Mattersburg 2:2 (0:0). St. Pölten, NV Arena, 2.491, SR Schörgenhofer.

Torfolge: 1:0 (70.) Holzmann

1:1 (74.) Varga

1:2 (86.) Röcher

2:2 (89.) Keita (Elfmeter)

St. Pölten: Vollnhofer – Dober, Huber, Petrovic, Stec – Lumu, Ambichl, Mader (92. Martic), Holzmann – Thürauer (84. Segovia), Keita

Mattersburg: Böcskör – Farkas, Erhardt, Rath, Maksimenko – Sprangler, Jano – Höller, Perlak (73. Varga), Ibser (55. Röcher) – Bürger (55. Templ)

Gelbe Karten: Mader, Ambichl bzw. Erhardt