Das honorige Theater an der Wien ist zurzeit ein Ort des multiplen Schreckens: Während sich parterre Herr und Frau Macbeth zielstrebig an die Macht morden, wird in den Kellerräumen, im Kabarett "Die Hölle", gerade "Mephistos Erwachen" zelebriert. Das gleichnamige Programm ist schon das achte der bunt-skurrilen Truppe rund um Georg Wacks, und es ist, wie die sieben davor, ein historisches.

Vor 110 Jahren wurde in den unterirdischen Räumlichkeiten des Theaters ein Kabarett gegründet, an Protagonisten und Pointen dieser Zeit erinnern Wacks, Stefan Fleischhacker, Elena Schreiber, Martin Thoma und Christoph Wagner-Trenkwitz lustvoll. Im aktuellen Programm wird zudem der hundertste Geburtstag der Dadaismus-Bewegung gefeiert.

"Zuhause ist der Tod", darauf weist Elena Schreiber in einem großartigen Chanson von Georg Kreisler zu Beginn singend hin, und reisefreudig präsentiert sich auch dieses achte Programm: Bis nach Ägypten und in die USA werden die Besucher hierbei entführt. Es gibt Tanzdarbietungen in eindrucksvollen Kostümbauten, große Lieder und humoristische Lesungen.

Ein beeindruckendes kleines und ein noch beeindruckenderes großes Finale strukturieren den Abend. Christoph Wagner-Trenkwitz möchte man wie immer küssen, sei es aufgrund seines Genies auf dem Gebiet der optischen und sprachlichen Wandlungsfähigkeit oder für seine entspannten Tanzdarbietungen in weiblicher Garderobe.

Das Publikum in der Hölle wird dominiert von lebenserfahrenen Damen, die sich ab dem dritten Achtel Weiß in einem Zustand gelösten, beglückten Dauerkicherns befinden: zum Wohl! Zum Ausklang zitieren wir ein paar vernunftbefreite Zeilen Dada: "Ein grüner Punkt / Der Forstadjunkt! / Gemalter Schrei! / Spinat mit Ei!" Lei lei. (end, 21.11.2016)