Letztes Treffen zweier Präsidenten: Barack Obama (links) und Wladimir Putin beäugten einander stets skeptisch.

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Moskau – Abwarten und Tee trinken, heißt die Devise im Kreml. Die Euphorie vieler Moskauer Politiker anlässlich des Wahlsiegs von Donald Trump in den USA wird im russischen Zentrum der Macht nicht geteilt. Während Russlands Populistenführer Wladimir Schirinowski Trumps Sieg wie einen eigenen mit einem Bankett in der Duma feierte, hat Präsident Wladimir Putin nun vor überzogenen Hoffnungen gewarnt. "Wir verstehen und wissen alle gut, dass es in praktisch allen Ländern einen großen Unterschied zwischen Wahlkampfrhetorik und realer Politik gibt", sagte der Kremlchef.

Noch kein Termin für Trump-Treff

Trump und Putin hatten in der vergangenen Woche erstmals miteinander telefoniert und dabei übereinstimmend eine tiefe Krise in den russisch-amerikanischen Beziehungen konstatiert, die sie versicherten, überwinden zu wollen. Einen Termin für ein erstes persönliches Treffen gebe es aber noch nicht, auch weil Trumps künftiges Regierungsteam noch nicht stehe, sagte Putin.

Ex-Finanzminister Alexej Kudrin, der trotz seines Wechsels zur gemäßigten Opposition weiterhin zum Vertrautenkreis Putins zählt, hatte bereits zuvor vor "überhöhter Euphorie" in Russland gegenüber Trump gewarnt. "Wie die Politik wirklich aussieht, die er am Ende führt, weiß keiner", wies er auf die Unwägbarkeit bezüglich Trumps politischen Kurses hin. Es gebe viele offene Fragen, stimmte Putin auf dem Apec-Gipfel in Peru dieser Sorge zu. Angst haben brauche man deswegen aber nicht, "am Ende renkt sich alles ein", zeigte er sich optimistisch.

Letztes Treffen mit Obama

In Peru sprach Putin auch das vermutlich letzte Mal mit dem amtierenden US-Präsidenten Barack Obama. Medien bezeichneten das Treffen als "kühl". Insgesamt dauerte die Begegnung, in denen sich die Staatschefs über Syrien und die Ukraine austauschten, laut US-Angaben gerade einmal vier Minuten.

Putin bedankte sich anschließend bei Obama für die langjährige Zusammenarbeit, räumte aber zugleich ein, "dass uns der Dialog miteinander schwerfiel" in den vergangenen Jahren. Dennoch hätten beide Staatschefs stets Respekt voreinander empfunden, betonte Putin. Der Kremlchef lud den scheidenden US-Präsidenten sogar nach Russland ein: Obama könne kommen, "jederzeit, wenn er es für möglich hält und den Wunsch oder die Notwendigkeit verspürt", sagte er. (André Ballin aus Moskau, 21.11.2016)