Linz – Ein 600-Millionen-Dollar-Auftrag aus der Automobilindustrie veranlasst den Linzer Stahlkonzern voestalpine zu Investitionen im Volumen von 30 Mio. Dollar (rund 28 Mio. Euro). Die Hälfte davon fließt in ein neues Autokomponentenwerk in Mexiko. Das Unternehmen ortet dort gewaltiges Wachstumspotenzial und will den NAFTA-Raum (USA, Kanada, Mexiko) künftig auch verstärkt von Mexiko aus bedienen.

"Mit seiner äußerst dynamischen Entwicklung hat Mexiko als Automotive-Standort enormes Zukunftspotenzial, das wir (...) langfristig nutzen wollen – daran ändern aufgrund des massiven Engagements vor allem europäischer Automobilhersteller auch die aktuellen politischen Entwicklungen im Nachbarland USA nichts", betonte voestalpine-Chef Wolfgang Eder heute, Dienstag. Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte sich im Wahlkampf ablehnend über Freihandelsabkommen geäußert und eine Abschottung des amerikanischen Marktes propagiert.

Eigene Komponenten-Fertigung

Immerhin will sich Mexiko bis 2020 vom siebent- zum fünftgrößten Autoproduzenten weltweit entwickeln. 2015 liefen dort 3,4 Millionen Fahrzeuge vom Band, in vier Jahren soll die Produktion auf fünf Millionen Autos jährlich wachsen. In Aguascalientes zieht die Voest nun eine eigene Komponenten-Fertigung auf.

"Nachdem uns der Einstieg in den mexikanischen Markt für Automobilkomponenten mit dem Kauf des Unternehmens Summo Corp. im Sommer dieses Jahres ohne Probleme gelungen ist, stellt der aktuelle Ausbau den logischen nächsten Schritt im südlichsten NAFTA-Land dar", so der voestalpine-Vorstand und Leiter der Metal Forming Division, Peter Schwab. Summo stellt automotive Sicherheitskomponenten her und beschäftigt rund 300 Mitarbeiter in Mexiko und Kanada.

In Aguascalientes stattet die voestalpine eine bestehende 5.000 Quadratmeter große Halle mit sechs Assembly-Anlagen für die finale Fertigung von Autos aus, um Teile des aktuellen Hunderte Millionen Dollar schweren Großauftrags eines deutschen Premium-Autoherstellers abzuarbeiten. In einem Jahr sollen dort erste komplexe Baugruppen für Fahrzeuge wie Querträger, Dachrahmen oder Komponenten für das Heck entstehen. Der Vollbetrieb ist für Juli 2018 geplant. In dem Werk entstehen 80 neue Arbeitsplätze.

In Mexiko ist die voestalpine derzeit mit acht Standorten und 343 Mitarbeitern vertreten. Sie ist dort vor allem in den Bereichen Bahninfrastruktur, Automobilindustrie, Konsumgüterindustrie sowie im Edelstahlbereich mit speziellen Beschichtungstechnologien aktiv.

Freihandelszone

Im NAFTA-Raum konzentrieren sich die Aktivitäten der voestalpine derzeit noch überwiegend auf die USA – dort wurde 2015/16 mit eine Mrd. Euro fast der gesamte voestalpine-Umsatz innerhalb der nordamerikanischen Freihandelszone erwirtschaftet. 179 Mio. Euro entfielen auf Kanada und nur 62 Mio. Euro auf Mexiko. Bis 2020 wollen die Oberösterreicher den Umsatz in den drei Ländern von 1,2 auf 3 Mrd. Euro verdoppeln. Weltweit möchte der Konzern bis dahin rund 50 Prozent der Verkaufserlöse im Mobilitätssegment erzielen.

Der Unternehmensbereich Metal Forming Division des voestalpine-Konzerns wies für 2015/16 einen Umsatz von 2,2 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 290 Mio. Euro aus. Die Division mit Sitz im niederösterreichischen Krems beschäftigt etwa 11.000 Mitarbeiter und beliefert fast alle europäischen Automobilhersteller. Die gesamte voestalpine erzielte im abgelaufenen Jahr mit weltweit rund 48.500 Mitarbeitern einen Konzernumsatz von 11,1 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,6 Mrd. Euro.(APA, 22.11.2016)