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Die Phantombilder des Mannes, der unter dem Namen Dan Cooper ein Flugzeug entführte.

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"Die Akte D.B. Cooper", zu sehen auf History, rekonstruiert den mysteriösen Fall.

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Für manche US-Bürger ist er ein Volksheld, für andere einfach nur ein skrupelloser Verbrecher: Die Tat eines Mannes mit dem Decknamen Dan Cooper, später als D.B. Cooper berühmt geworden, lässt jedenfalls nur wenige kalt. Sie beschäftigt auch 45 Jahre danach noch eine Armada passionierter Hobbyermittler, Archivare, Detektive, Investigativjournalisten oder ehemalige Polizisten. Was sie eint, ist die Suche nach dem mysteriösen Flugzeugentführer, der mit einem 20-Dollar-Ticket in die Maschine einstieg und Stunden später mit 200.000 Dollar in die Nacht verschwand.

Das FBI hat den Fall im Juli 2016 offiziell eingestellt. Eine zweiteilige Dokumentation rollt die Geschichte der Flugzeugentführung neu auf – zu sehen ist "Die Akte D.B. Cooper" am Mittwoch und Donnerstag um 20.15 Uhr auf dem Sender History. Ein ehemaliger FBI-Agent und ein Journalist wühlen sich durch den Fall und führen Interviews mit fast 20 Experten und Insidern. Darunter sind auch jene Leute, die am Tag der Entführung dabei waren. Außerdem enthüllen Ermittler die Resultate ihrer jahrelangen Untersuchung, die trotz neuer Spuren mehr Fragen aufwerfen, als Antworten zu liefern.

37 Passagiere

Am 24. November 1971, dem Vorabend von Thanksgiving, war Cooper einer von 37 Passagieren, die in eine Boeing 727 der Northwest Orient Airlines stiegen, um von Portland (Oregon) nach Seattle zu kommen. Weißes Hemd, schwarze Krawatte, Aktentasche – wie ein Geschäftsmann eben, dachte wohl auch Bill Mitchell, der mit an Bord war: "Komisch war, dass er die Sonnenbrille aufbehielt", sagt er heute.

Während des Fluges gab Cooper einer Stewardess einen Zettel, auf dem geschrieben stand, dass sich in seiner Aktentasche eine Bombe befinde. Weiters waren die Worte zu lesen: "Das ist eine Entführung." Für die Freilassung der Passagiere verlangte er 200.000 Dollar, vier Fallschirme und Treibstoff, um mit dem Flugzeug Mexico City zu erreichen. Bei der Landung in Seattle wurden seine Forderungen erfüllt. Cooper ließ die Leute aussteigen, um die Reise mit dem Piloten, Co-Piloten und einer Stewardess fortzusetzen.

Geringe Flughöhe für den Absprung

Er gab der Crew die Anweisung, mit ausgefahrenem Fahrwerk und Landeklappen mit einer Geschwindigkeit von nur 290 km/h rund 3.000 Meter über dem Boden zu fliegen. In den Wäldern zwischen Seattle und Portland verliert sich die Spur. Cooper springt von der hinteren Treppe des Flugzeugs irgendwo im Südwesten des Bundesstaates Washington ab. Mit 200.000 Dollar im Gepäck. Er hinterlässt Zigarettenstummel, zahlreiche Fingerabdrücke und seine Krawatte.

Während des Fluges sei er zwar manchmal ungeduldig, aber nie grausam oder unhöflich gewesen, sagt Tina Mucklow, die Stewardess von damals heute: "Er war nicht nervös und nett." Nach den Angaben der Crew werden zwei Phantombilder angefertigt. Zum Fahndungserfolg führen sie nicht, obwohl eine Woche lang 50 Quadratkilometer Wald durchkämmt werden. Baum für Baum. Und dennoch: kein Fallschirm, keine Spuren des Geldes, keine Leiche; denn dass Cooper den Absprung überlebt hat, ist genauso ungewiss wie sein möglicher Aufenthaltsort.

Neun Jahre später, 1980, findet ein Bub am Columbia River drei Bündel mit 20-Dollar-Noten, die aufgrund der Seriennummern als Teil des Lösegelds identifiziert werden. Einer der wenigen Hinweise, die über die Jahre auftauchen, doch eine konkrete Spur sind die Scheine dennoch nicht. Auch sie geben Rätsel auf. Sie werden weit weg von der vermuteten Absprungstelle gefunden, und die Gummibänder, die sie zusammenhalten, sind intakt, was nach neun Jahren unmöglich sei, analysieren Experten.

Hunderte unter Verdacht

600 Verdächtige hat das FBI in all den Jahren ausgeschlossen, um 45 Jahre später den Fall offiziell ad acta zu legen. Die zwei Investigativjournalisten Tom Colbert und Jim Forbes tangiert das nicht, sie sind wie viele andere nach wie vor auf Verbrecherjagd. "Ich habe Jahre meines Lebens und viel von meinem Geld hineingesteckt", sagt etwa Colbert in der Dokumentation. Er ist Teil eines 36-köpfigen Ermittlerteams, das nicht aufgeben will. Warum auch, denn jetzt haben sie den Täter endlich geschnappt, ist er überzeugt. "Wir sind mit 33 Indizien zum FBI gegangen, die hatten aber andere Prioritäten."

Und so bleibt D.B. Cooper der einzige Flugzeugentführer in den USA, der nicht geschnappt wurde. Noch, denn Aufgeben ist für die Ermittler keine Option. (Oliver Mark, 23.11.2016)