Ein Euro je Liter Sekt gehört dem Fiskus. Doch die erhofften großen Einnahmen tröpfeln nur spärlich.

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Wien – "Die Sektsteuer ist der größte Schwachsinn der letzten Jahre." Eduard Kranebitter kann es immer noch nicht fassen. Zwei Jahre ist es her, seit die Abgabe, nachdem sie neun Jahre lang geruht hatte, mit einem Euro je Liter zu neuem Leben erweckt wurde. Zwei Jahre, in denen der Schaumweinmarkt infolge um mehr als Fünftel eingebrochen sei und Einnahmen für den Fiskus nur zaghaft tröpfelten.

Gut 36 Millionen Euro hätte die Steuer Österreichs Staatshaushalt bringen sollen. Rund sechs Millionen waren es im ersten, netto 2,5 Millionen Euro im zweiten Jahren, rechnet der Vorstandsvorsitzende des Sektherstellers Schlumberger vor. "Da fehlen einem die Worte."

Er höre aus vielen Gesprächen mit Politikern den Willen heraus, die Steuer wieder abzuschaffen, sagt Kranebitter – allein, es passiere nichts, der Leidensdruck sei offenbar nicht groß genug. Schlumberger jedoch bleibe beharrlich.

Zu leiden hatte der Konzern in Österreich heuer jedenfalls trotz des widrigen Umfelds nicht viel. Die Sektkellerei steigerte den Umsatz in den ersten neun Monaten um zwei Prozent und kehrte in die Gewinnzone zurück. "Lässt man in einem Bad das Wasser aus, sieht man, wer nackt baden gegangen ist", skizziert Kranebitter die Lage der Schaumweinbranche.

Börserückzug

Schlumberger feiert 2017 sein 175-jähriges Bestehen. Der Deutsche Robert Alwin Schlumberger brachte die Champagnerproduktion 1842 nach Österreich. 1973 verkauften die Schlumbergers den Betrieb an die deutsche Familie Underberg. Diese reichte ihr Aktienpaket 2014 an eine Schweizer Holding rund um den deutsch-schwedischen Unternehmer Frederik Paulsen weiter. 87 Prozent der Anteile sind nun unter seinem Dach. Kranebitter schließt einen Rückzug von der Börse nicht aus. Aber das sei Sache der Aktionäre.

Schlumberger will mittelfristig mehr als die Hälfte des Geschäfts im Ausland erzielen. Derzeit fließen 36 Prozent des in Wien hergestellten Sekts in den Export. Zum Teil schon im Keller seien Rezepte, wie man auf die Trends bio, vegan und alkoholfrei aufspringen werde.

Alkoholfreier Sekt etwa boome in Deutschland, wenngleich noch auf niedrigem Niveau. Warum vegan? Sekt wird teilweise mit Gelatine geklärt, die zwar wieder herausgefiltert wird, womit veganen Siegeln jedoch nicht Genüge getan ist. Auch kann sich Kranebitter vorstellen, Sekt mit gesundheitsfördernden Zusätzen anzureichern.

Die Österreicher stoßen jährlich im Schnitt pro Kopf mit 25 Gläsern Schaumwein an. Zu Silvester sind es in Summe 14 Millionen.

Die Weinernte fiel heuer äußerst schwach aus, Rohstoffe sind knapp. Schlumberger will daher die Preise im Jänner um bis zu neun Prozent heben. (vk, 23.11.2016)