Monatelang befragte man eine interessierte Community nach ihren Vorlieben und kündete stückchenweise die geplanten Spezifikationen an. Nun will das finnische Start-up Eve Tech schließlich zur Realisierung seiner ambitionierten Pläne schreiten. Mit dem "Eve V" möchte man eine bessere und günstigere Alternative zu Microsofts Surface Pro 4 bauen.

Wie das Vorbild besteht auch hier das System aus einem großen Windows-Tablet mit Tastaturdock. An dessen Konzeption sollen weltweit über 1.000 Menschen mitgearbeitet haben. Umsetzen möchte man drei Hardware-Konfigurationen für verschiedene Ansprüche.

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Drei Modelle

Zum Einsatz kommen sollen dabei entweder ein Intel Core-M3-Prozessor, eine i5- oder eine i7-CPU der siebten Generation ("Kaby Lake"), die etwas performanter und energieeffizienter arbeiten sollen, als die "Skylake"-Rechner (sechste Generation) im Surface. Diese Variante kommt außerdem mit acht GB RAM und einer 128 GB Solid-State-Disk als Datenspeicher. Die i5-Edition bringt eine 256-GB-SSD mit, das i7-Modell kommt auf 512 GB sowie 16 GB RAM. Die Spezifikationsliste wirbt auch mit leisem, weil lüfterlosem Betrieb.

Display mit Stifteingabe

Beim Display soll ein IGZO-LCD-Display verbaut werden, das in puncto Auflösung und Format dem Microsoft-Pendant entsprechen soll (12,3 Zoll, 2.736 x 1.824 Pixel). Man verspricht jedoch etwas höhere Helligkeit und besseren Kontrast im Vergleich zum allgemein oft gelobten Surface-Bildschirm. Setzt man ihn als stationäres Display ein, soll ein ausklappbarer Standfuß Halt geben. Dazu gibt es einen Digitizer, der 1.024 Druckstufen erkennt und Windows Ink unterstützt. Im Einschaltknopf soll zudem ein Fingerabdruckscanner zur Verwendung mit Windows Hello verbaut werden.

Auch bei anderen Komponenten verspricht man eine bessere Ausstattung. Ein 48-Wh-Akku soll zehn bis zwölf Stunden Nutzungsdauer ermöglichen, anstelle von zwei sind außerdem vier Lautsprecher vorgesehen. Die geplanten Anschlussmöglichkeiten fallen ebenso üppiger aus. Versprochen werden zwei reguläre USB 3.1-Ports und ein weiterer mit Typ-C-Stecker. Ein zweiter Typ-C-Anschluss soll Unterstützung für Thunderbolt 3 mitbringen.

Ebenfalls bietet man eine 3,5mm-Audioklinke sowie einen integrierten Kartenleser. Keyboard und Touchpad im Dock sollen wiederum qualitativ an normale Laptops herankommen. Konnektivitätsseitig werden ac-WLAN und Bluetooth 4.2 angegeben.

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Microsoft und Intel an Bord

Die Trauben hat man also ziemlich hoch gehängt, insbesondere unter Berücksichtigung der Erfahrungswerte des Unternehmens. Wenngleich man die Qualifikation des eigenen Personals betont, ziert das Produktportfolio bislang nur ein Einsteiger-Windows-Tablet namens Eve T1, dessen größter Unterschied zu ähnlichen Geräten der integrierte GPS-Sensor ist. Die Rückmeldungen zu dem Gerät waren gut, aber längst nicht enthusiastisch.

Dennoch interessieren sich die wichtigsten Partner offenbar für das Projekt. So berichtete etwa der Guardian im Oktober, dass sich sowohl Intel, als auch Microsoft in Verbindung mit den Finnen gesetzt hätten. Intel soll sogar eine sechsstellige Summe investiert haben. Auch von Microsoft gibt es nach Angaben des Unternehmens sowohl technischen, als auch finanziellen Support.

Auslieferung für Februar geplant

Dieser ist auch unumgänglich, denn immerhin sollen laut Timeline die ersten Geräte schon im kommenden Februar an Unterstützer gehen. Aktuell hat man gemäß den Angaben den Prototypen fertig gestellt und bereitet die Produktion vor.

Finanziert wird diese über eine Investitionskampagne auf Indiegogo. Nach deren Abschluss am 21. Dezember werden die Komponentenbestellungen finalisiert und die letzten Tests sollen anlaufen. Die Fertigung der ersten Charge soll schließlich nach den chinesischen Neujahrsfestlichkeiten anlaufen.

Kampfpreise

Interessierte Unterstützer können per Crowdfunding eine Anzahlung leisten, mit der ein vergünstigter Preis reserviert werden kann. Die Abbuchung des Restbetrags soll schließlich im Jänner 2017 erfolgen.

199 Dollar (derzeit rund 187,4 Euro) muss man für die Core-M3-Ausgabe vorab hinlegen, sie wird insgesamt 708 Dollar (666,8 Euro) kosten, wobei Versand und Steuern in Europa inkludiert sind. Für die i5-Variante liegt die Anzahlung um 100 Dollar höher und der Endpreis bei 968 Dollar (911,1 Euro), für das i7-Modell werden 399 Dollar Vorzahlung bei Gesamtkosten von 1.408 Dollar (1.326,1 Euro) fällig.

Die Preise nach Abschluss des Crowdfundings sollen empfindlich höher, aber immer noch unter Surface-Niveau liegen. Dieses wird von Microsoft für 1.000 bis 3.000 Euro verkauft, über 100 Euro werden zusätzlich für das Type Cover fällig. Bei Eve V sind sowohl Tastatur, als auch der Eingabestift inkludiert.

Foto: Eve Tech

Optional kann gegen weitere 50 Dollar das vorinstallierte Windows 10 Home-System zur Pro-Fassung upgegradet werden. Standardmäßig wird Eve V mit englischem QWERTY-Tastaturlayout ausgeliefert, gegen Aufpreis von bis zu 20 Dollar will man aber auch andere Standards unterstützen, sofern sich jeweils mindestens zehn Besteller dafür entscheiden.

Erfolgreicher Finanzierungsstart

Aufgrund der durchaus hohen Investitionssumme muss hier freilich explizit auf das mit Crowdfundingprojekten verbundene Risiko hingewiesen werden. Die Involvierung von Microsoft und Intel lassen eine erfolgreiche Umsetzung des Convertibles realistisch erscheinen. Erreicht und übertroffen hat Eve Tech das selbst gesetzte Finanzierungsziel von 75.000 Dollar bereits am ersten Tag deutlich. Mittlerweile sind schon rund 800.000 Dollar zusammengekommen. (gpi, 23.11.2016)

Update, 15:05 Uhr: Im Text war irrtümlich angegeben, das Surface Pro 4 würde auch mit dediziertem Grafikchip angeboten. Dies wurde korrigiert.