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Die 41-jährige Jo Cox wurde kurz vor dem Brexit-Votum im Juni in der Nähe von Leeds attackiert und erlag später ihren Verletzungen.

Foto: AP Photo/Matt Dunham

London – Der Rechtsextremist Thomas Mair ist wegen der Ermordung der britischen Labour-Abgeordneten Jo Cox zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Strafgericht in London befand den 53-Jährigen am Mittwoch schuldig, die 41-jährige Politikerin aus politischen Gründen umgebracht zu haben. Mair hatte Cox am 16. Juni, eine Woche vor dem Brexit-Referendum, im nordenglischen Birstall getötet.

Der Prozess gegen den Gelegenheitsgärtner Mair war am 14. November eröffnet worden. Laut Zeugenaussagen rief Mair wiederholt "Großbritannien zuerst!", während er drei Schüsse auf die Mutter zweier Kinder abfeuerte und ihr 15 Stichverletzungen zufügte. Die Ermittler fanden in Mairs Wohnung zahlreiche Bücher zur deutschen Militärgeschichte, über den Holocaust und nationalsozialistische rassistische Ansichten. Auch eine Skulptur des nationalsozialistischen Reichsadlers wurde gefunden.

Bei der Urteilsverkündung zeigte Mair keine emotionale Regung. Richter Alan Wilkie sagte, Mair solle das Gefängnis bis zu seinem Lebensende nicht mehr verlassen.

Politische Motive

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Tat aus politischen Gründen verübt wurde", sagte der Richter. "Sie werden nicht von Liebe zum Land motiviert, sondern von Bewunderung für Nazis und ähnliche antidemokratische Überzeugungen."

Cox' Ehemann Brendan sagte nach der Urteilsverkündung, der Mord an seiner Frau sei eine politische Tat und ein "Terrorakt" gewesen. Für den Täter empfinde er "nichts als Mitleid". Seine Frau habe sich "für jeden interessiert", sie sei "nicht von ihrem Ego" motiviert worden, sondern von "ihrer Hilfsbereitschaft".

"Tod den Verrätern"

Beim ersten Gerichtstermin hatte Mair im Juni "Tod den Verrätern, Freiheit für Großbritannien" gerufen, als er nach seinem Namen gefragt wurde. Im Internet konnte eine Anfrage von Mair aufgespürt werden, bei der er sich danach erkundigte, ob ein bestimmtes Kaliber ausreiche, um einen tödlichen Schuss auf einen Menschen abzufeuern. Vor Gericht schwieg Mair. Die Staatsanwaltschaft legte ihm zur Last, den "von Hass verursachten Mord" im Voraus geplant zu haben.

Cox' Ermordung hatte eine Woche vor dem Referendum über den EU-Verbleib Großbritanniens einen Schock ausgelöst. Die Wahlkampagne wurde für drei Tage ausgesetzt. Mit knapper Mehrheit entschied sich die Bevölkerung Großbritanniens am 23. Juni für den EU-Austritt ihres Landes. (APA, AFP, 23.11.2016)