Ein Prost auf die Zukunft und die gelungene Resozialisierung: Uli Hoeneß wird wieder Präsident des FC Bayern München.

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"Das war's noch nicht!" Als Uli Hoeneß am 2. Mai 2014 diese Worte sprach, zweifelte niemand daran, dass sie ernst zu nehmen seien. An diesem Tag fand beim Fußballrekordmeister FC Bayern München eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt. Seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender hatte Hoeneß schon zuvor niedergelegt.

Aber an diesem 2. Mai 2014 wollte er seinen Fans – und auch seinen Widersachern – deutlich machen, dass sie ihn nicht abschreiben sollten, nur weil er jetzt ins Gefängnis müsse. Dorthin, nämlich in die Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech, fährt er genau einen Monat später, am 2. Juni 2014. Seine gewaltige Steuerschuld in Höhe von fast 50 Millionen Euro samt Strafe und Zinsen hat er zu diesem Zeitpunkt schon beglichen.

Hoeneß ist trotz seiner Prominenz ein unauffälliger Häftling, er arbeitet für einen Stundenlohn von 1,12 Euro in der Kleiderausgabe. Immer wieder aber bekommt er hohen Besuch. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schaut vorbei, natürlich auch "Kaiser" Franz Beckenbauer. Der Kontakt zu den Granden des Klubs reißt nie ab.

Als Hoeneß am 2. Jänner 2015 zum Freigänger wird, beginnt er auch wieder bei "seinem" Verein zu arbeiten: als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team" des FC Bayern München. Schon damals ist klar: Das kann wieder was ganz Großes werden mit dem Uli und dem Fußball.

Doch bis dahin dauert es noch ein bisschen. Ende Februar 2016 ist Hoeneß ein freier Mann, er darf jetzt auch wieder bei Spielen im Stadion zusehen. Im August schließlich kündigt er an, wieder als Präsident zum FC Bayern zurückkehren zu wollen.

Nun, am Freitagabend, ist es so weit. Bei der Jahreshauptversammlung der Bayern gibt es nur einen einzigen Kandidaten. Auf das Ergebnis darf man dennoch gespannt sein. Es ist wie bei einem Parteitag mit nur einem Kandidaten zur Wahl des Vorsitzenden. Alles über 95 Prozent wäre hervorragend, ein Ergebnis zwischen 90 und 95 Prozent okay, eines unter 90 Prozent weniger schön.

Schwierige Zeiten

Die Wahl am Freitag erfolgt in einer Zeit, die sportlich nicht so rosig ist, wie man es bei den Bayern gewohnt ist. Nach der 0:1-Niederlage gegen Borussia Dortmund mussten David Alaba und Kollegen erstmals seit September 2015 die Tabellenführung abgeben – ausgerechnet an den von Red Bull finanzierten Aufsteiger RasenBallsport Leipzig.

Immer öfter ist eine gewisse Sehnsucht nach Pep Guardiola zu spüren. Im Vergleich zum jetzigen Trainer Carlo Ancelotti waren die Ergebnisse unter dem glamouröseren Katalanen besser.

Immerhin verspricht Hoeneß Kontinuität, seine "Abteilung Attacke" hat noch nicht ausgedient. "Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein, das wird sich nicht ändern, ich werde sicher nicht herumeiern", sagte er in einem Kicker-Interview.

Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der Mitglied im Aufsichtsrat des FC Bayern ist, wünscht sich, dass Hoeneß auch an die Spitze des Aufsichtsrats zurückkehrt. Das, so Stoiber in der Zeit, könnte auch für die Gesellschaft insgesamt lehr- und hilfreich sein: "Es wäre gut, wenn durch Uli Hoeneß' Rückkehr der Anspruch auf Resozialisierung sichtbarer würde. Vielleicht wird die Rückkehr auch vielen anderen Leuten, die gestrauchelt sind, eine zweite Chance geben." Die Spitze des Aufsichtsrats wird im Jänner neu gewählt, derzeit ist Präsident Karl Hopfner der Chef und "Platzhalter".

Dass Hoeneß mit der Präsidentenwahl automatisch in den Aufsichtrat rückt, sieht Sylvia Schenk von Transparency International kritisch: "Ich bin skeptisch, dass Hoeneß' Rückkehr in dieses Gremium der Sache dienlich ist." Hoeneß hat derlei Zweifel nicht. Für ihn gilt: "Ich werde diesem Verein dienen – bis ich nicht mehr atmen kann!" (Birgit Baumann aus Berlin, 24.11.2016)