Durch die negativen Studienergebnisse zu Solanezumab könnte eine Debatte darüber entstehen, ob Ablagerungen von Amyloid-Molekülen im Gehirn tatsächlich für die Demenzerkrankung verantwortlich sind.

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Die Hoffnungen waren groß, das negative Ergebnis enttäuschte umso mehr. Der US-Pharmakonzern Eli Lilly veröffentlichte seine Ergebnisse für den Wirkstoffkandidaten Solanezumab. In einer sogenannten Phase-III-Studie wurde der primäre Endpunkt verfehlt, wie Lilly mitteilte. Das heißt konkret: Patienten, die mit Solanezumab behandelt wurden, hätten keine statistisch signifikante Verlangsamung beim Rückgang ihrer geistigen Fähigkeiten im Vergleich zu einer Placebo-Behandlung gezeigt. Die Untersuchungsdauer lag bei 18 Monaten.

Möglicher Grund für Unwirksamkeit

"Leider werden wir in der Alzheimerforschung wohl noch oft mit negativen Studienergebnissen konfrontiert werden, aber mit jeder wird man auch Neues dazulernen. Auf keinen Fall sollte jetzt wieder die unsägliche Debatte losgetreten werden, dass Amyloid das falsche Zielmolekül ist. Eine Erklärung der negativen Ergebnisse könnte darin liegen, dass Solanezumab im Gegensatz zu Aducanumab (ein Medikament des US-amerikanischen Biotechkonzerns Biogen; Anm.) monomeres Amyloid im Blut erkennt und nicht aggregiertes Amyloid im Gehirn. Damit könnte der Antikörper schon im Blut weggefangen werden, ohne je das eigentliche Ziel im Gehirn in ausreichenden Mengen zu erreichen", erklärt Christian Haas von der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Amyloid-Hypothese nicht in Frage stellen

Im Erfolgsfall wäre Solanezumab der erste Vertreter einer neuen Klasse von Alzheimer-Medikamenten gewesen. "Diese Studie kann sicher auch generell als Rückschlag für andere Therapieansätze, die auf der Reduktion von Amyloid beta beruhen, gewertet werden. Allerdings sollte dieses Studienergebnis auch nicht zu voreiligen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Amyloid-Hypothese und amyloid-basierten Therapieansätzen führen. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte die Botschaft sein, unbedingt die Grundlagenforschung weiter voranzutreiben, um sowohl neue als auch bekannte Krankheitsmechanismen zu verstehen", resümiert Stefan Remy vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen in Bonn. Lilly kündigte nun an, in den USA keine Genehmigung der Arznei bei leichter Demenz zu beantragen. (red, 24.11.2014)