Impfbefürworter versus Verweigerer: In Italien wird heftig über die geplante Impfpflicht für Kindergartenkinder debattiert.

Foto: APA/dpa/Ralf Hirschberger

Rom – Ohne Impfung kein Kindergarten: Eltern, die ihre Sprösslinge in einen Kindergarten der Region Emilia-Romagna einschreiben wollen, müssen sie impfen lassen. Das geht aus einem neu verabschiedeten regionalen Gesetz hervor, mit dem man die zunehmende Impfverweigerung bekämpfen will.

Andere Regionen, darunter die Toskana und Latium mit der Hauptstadt Rom, wollen ähnliche Gesetze einführen, berichteten italienische Medien am Donnerstag. Das Vorhaben stößt aber auf vehemente Kritik. Der Konsumentenschutzverband Codacons warnte vor einer drohenden Flut von Klagen gegen Kindergärten, denen Amtsmissbrauch vorgeworfen werden könnte.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Eltern, die ihre Kinder aus Angst vor Nebenwirkungen und Impfschäden nicht immunisieren lassen, stark gestiegen. Die Provinz Südtirol führt italienweit das Ranking der Regionen mit der höchsten Zahl an Impfverweigerern an, geht aus Daten des Gesundheitsministeriums hervor.

Heftige Debatte

Die oppositionelle Fünf-Sterne-Bewegung protestierte gegen das Gesetz der Region Emilia Romagna. "Zwangsmaßnahmen sind nie der richtige Weg", kommentierte die Protestbewegung. Anders sieht die Lage Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin, derzufolge das Gesetz der Emilia Romagna ein mutiger Schritt zur Bekämpfung der Impfverweigerung sei. Impfungen seien jedenfalls unerlässlich für die öffentliche Sicherheit, mahnte die Ministerin.

"Man muss Ängste vor mit Impfstoffen verbundenen Gefahren, die es nicht gibt, aus dem Weg räumen. Man muss den wissenschaftlichen Tatsachen vertrauen", betonte Lorenzin. Vakzine gegen Masern, Mumps und Röteln könnten gefährliche Krankheiten verursachen, unter anderem Autismus und multiple Sklerose, lautet die Begründung von Impfskeptikern. Ärzte, Forscher und die meisten Gesundheitspolitiker betonen, dass dafür eindeutige Beweise fehlen.

Ein Mailänder Gericht hatte 2014 das italienische Gesundheitsministerium zu Zahlungen an ein Kind verurteilt, das im Jahr 2006 angeblich nach einer Impfung Autismus entwickelt hat. Der Richter sah den Zusammenhang zwischen der Impfung mit dem vom Pharmakonzern GlaxoSmithKline hergestellten Stoff Infanrix Hexa Sk und der Entwicklungsstörung des Kindes als erwiesen an. (APA, 24.11.2016)