Katharina Pühringer arbeitet als Innovation-Scout bei Conda. Sie unterstützt Unternehmen bei der Suche nach Finanzierung über die Crowd.

Foto: Anja Grundböck

STANDARD: Sie sind Innovation-Scout, was machen Sie?

Katharina Pühringer: Ein großer Teil meines Jobs besteht darin, Anfragen von Unternehmen, die sich für die Möglichkeiten des Crowdinvestings interessieren, zu beantworten und Informationsgespräche mit ihnen zu führen. Ein weiterer Teil besteht in der Analyse der vorgelegten Unternehmenskonzepte. Daneben betreue ich bei Conda auch den Bereich Corporate Innovation Scouting. Dabei geht es um das Zusammenführen von Großunternehmen, die Interesse an einer Zusammenarbeit mit Start-ups haben, mit ebendiesen Start-ups.

STANDARD: Conda bezeichnet sich als Crowdinvesting-Plattform. Worin besteht der Unterschied zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting?

Pühringer: Beide Formen sind nicht nur eine Finanzierungsform. Im Unterschied zum Crowdfunding, wo es meist um die Finanzierung eines Projektes z. B. in Form von Spenden oder Vorverkäufen von Produkten geht, ist beim Crowdinvesting auch der monetäre Return für den Investor ein maßgebliches Kriterium. Es geht um die Finanzierung eines Unternehmens, welches nach einer bestimmten Zeit dem Investor das investierte Geld mit einer Verzinsung und bei positiver Geschäftsentwicklung einem zusätzlichen Bonus zurückzahlt.

STANDARD: Eignet sich Crowdinvesting für jedes Unternehmen, egal welchen Alters oder welcher Branche, oder ist das "nur" etwas für Start-ups?

Pühringer: Ein-Personen-Unternehmen, die eine Dienstleistung anbieten, die nur vom Unternehmer selbst erbracht wird, oder Unternehmen, die ausschließlich im Bereich der Grundlagenforschung tätig sind, eignen sich beispielsweise nicht gut. Crowdinvesting eignet sich nur für gewinnorientierte Unternehmen mit entsprechenden Wachstumsaussichten, die ein Produkt oder einen Service mit erkennbarem Mehrwert anbieten. Die erzielbare Rendite muss für den Investor darstellbar sein. Bei KMUs sollten sechs Prozent aufwärts plus ein Bonus auf den investierten Betrag möglich sein. Bei Jungunternehmen sollte eine Gesamtrendite im zweistelligen Bereich erreichbar sein, damit trotz der entsprechenden unternehmerischen Risiken ein adäquater Anreiz für das Investment besteht. Bei Conda gibt es zwei Modelle, beide in Form eines qualifizierten partiarischen Nachrangdarlehens.

STANDARD: Wie läuft eine Crowdinvesting-Kampagne üblicherweise ab?

Pühringer: Bei uns gliedert sich eine Kampagne in vier Schritte: Als Erstes reicht das Unternehmen die notwendigen Unterlagen wie den Businessplan ein. Wir machen eine Qualitätsprüfung und führen ein Erstgespräch mit dem Unternehmen. Wenn diese Punkte abgeschlossen sind, folgt ein Angebot für die Umsetzung der Kampagne. Bei Beauftragung erarbeiten wir mit dem Unternehmen das Investmentangebot und stellen die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen sicher. Phase zwei ist die Vorzeichnung, in der die Firmen erste Investoren aus ihrem Umfeld ansprechen. In der dritten Phase muss das Unternehmen selbst mit Marketing- und PR-Aktivitäten aktiv sein. Wir stehen dabei unterstützend zur Seite. Phase vier ist der Abschluss der Kampagne, in der nach einer zweiwöchigen Rücktrittsfrist das Geld der Investoren fließt. Nach der erfolgreichen Kampagne unterstützen wir die Unternehmen auch weiterhin bei den Investor-Relations. Es ist wichtig festzuhalten, dass aufseiten des Unternehmens sehr viel Eigeninitiative gefragt ist. Wir sind keine Full-Service-Agentur, die Kampagne muss auch vom Unternehmen selbst getragen werden. Da gibt es leider oft ein Missverständnis, weil manche glauben, dass sie quasi bei uns eine Kampagne starten und damit für das Unternehmen dann alles erledigt ist.

STANDARD: Das Ganze ist ja nicht gratis. Ab wann beginnen die Kosten zu laufen, und mit welchen Kosten muss man rechnen?

Pühringer: Ab der Beauftragung durch das Unternehmen, wenn das Projekt unterschrieben ist. Die Kosten sind dabei nach der Projektgröße gestaffelt; die Vorbereitungskosten bei kleineren Projekten starten bei rund 3000 Euro. Dafür werden alle notwendigen Unterlagen, wie der Beteiligungsvertrag und das Informationsblatt nach dem Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG), erstellt. Außerdem übernehmen wir die Anmeldung beim Emissionskalender. Wir helfen bei der Befüllung der Projektseite und unterstützen bei der Erstellung des Kampagnenplans, etwa durch Workshops. Wenn am Ende der Kampagne zumindest die Funding-Schwelle erreicht ist, gibt es für uns eine Erfolgsfee, die zwischen 7,5 und 9,5 Prozent des eingesammelten Kapitals liegt.

STANDARD: Ab welcher Summe zahlt sich eine solche Kampagne aus, und worin liegt der Unterschied zwischen Funding-Schwelle und Funding-Ziel?

Pühringer: Einen Finanzierungsbedarf von mindestens 100.000 Euro sollten die Unternehmen schon haben, da eine Kampagne ja wie gesagt mit Aufwand verbunden ist. Die Fundingschwelle ist dabei der untere Minimalbetrag, der benötigt wird. Wird diese Schwelle nicht erreicht, erhalten die Crowdinvestoren ihr Geld zurück. Das Funding-Ziel wird vom Unternehmen je nach Bedarf und Mix mit anderen Finanzierungsinstrumenten selbst bestimmt und kann deutlich über der Funding-Schwelle liegen. Bei der Definition des Funding-Ziels stehen wir ebenfalls den Unternehmen beratend zur Seite. (Harald Fercher, Portfolio 2016)