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Förderungen für E-Autos: Was für das Weltklima gut erscheint, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Bumerang, wenn nicht nachgebessert wird.

Foto: REUTERS/Jorge Silva/

Wien – Sie werden von Politik und Wirtschaft als wichtige Puzzleteile einer klimaschonenderen Mobilität gepriesen: Autos mit Elektroantrieb. Auch in Österreich sollen E-Autos Diesel und Benziner aus dem Straßenbild verdrängen. Was für das Weltklima gut erscheint, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Bumerang, wenn nicht nachgebessert wird.

Während der Fahrt stoßen E-Autos zwar keine Abgase aus und produzieren auch kein klimaschädliches Kohlendioxid (CO2). Bezieht man die Stromproduktion und Fahrzeugherstellung ein, sinkt die Umweltfreundlichkeit von Elektroautos jedoch rapide. In Europa kommt der Strom nach wie vor fast zur Hälfte aus Kraftwerken, die mit Öl, Gas und Kohle befeuert werden.

"Alles andere als gut"

Zwar ist der Anteil von erneuerbaren Energien gestiegen; in Deutschland aber, dem Autoland schlechthin, hat der Zuwachs der Stromproduktion aus Wind und Sonne gerade gereicht, den Rückgang der Kernenergie durch den bis 2022 beschlossenen sukzessiven Atomausstieg auszugleichen.

"Österreich hat es etwas besser, da ist der Anteil erneuerbarer Energien mit knapp 68 Prozent am Strommix deutlich höher", sagt Dieter Teufel, Leiter des UPI in Heidelberg, dem STANDARD. Die Umweltbilanz sei unterm Strich dennoch "alles andere als gut".

UPI steht für Umwelt- und Prognose-Institut, eine interdisziplinäre, gemeinnützige Forschungseinrichtung. Im August des Vorjahres hat das Institut einen Bericht über die ökologischen Folgen von Elektroautos publiziert.

"Nicht klimaneutral"

"Elektroautos sind entgegen einer weitverbreiteten Meinung nicht klimaneutral, sie verursachen als einzelnes Fahrzeug ungefähr gleich hohe CO2-Emissionen wie normale Benzin- oder Diesel-Pkws," steht darin. Und weiter: "Elektroautos haben zwar am Fahrzeug selbst keine Emissionen, durch ihre Herstellung und durch den Verbrauch von Strom verursachen sie jedoch erhebliche Emissionen, die ihnen zugeschrieben werden müssen."

Elektroautos hätten zudem etliche negative Nebenwirkungen, die in Ökobilanzen und CO2-Szenarienberechnungen über Elektromobilität bisher nicht berücksichtigt worden seien. Dazu gehöre, dass E-Autos in der Flottengrenzwertberechnung der EU trotz Emissionen, die sie zumindest indirekt erzeugen, juristisch als "Null-Emission-Fahrzeuge" definiert sind. Über eine Kompensation der Grenzwertüberschreitungen von großen, schweren Pkws (SUVs, Geländewagen) führe das insgesamt sogar zu einer Zunahme der CO2-Emissionen.

"Elegante Möglichkeit"

"In unserer Untersuchung aus 2015 haben wir mit Daten gearbeitet, die uns die Fahrzeughersteller zur Verfügung gestellt haben. Inzwischen wissen wir, dass die tatsächlichen Emissionswerte deutlich höher sind", sagte Teufel. Für die Autoindustrie sei es "eine elegante Möglichkeit, das verschärfte Problem mit den Grenzwerten durch Forcierung der Elektromobilität in den Griff zu kriegen".

Jedes Fahrzeug sollte mit den tatsächlichen Emissionen und nicht mit den juristisch festgelegten in die Bewertung eingehen. In Österreich könne man wegen des Strommixes niedrigere Emissionen ansetzen als in Deutschland. In der beschlossenen Kaufprämie (4.000 Euro pro E-Auto) sieht Teufel "eine Subvention für die Autoindustrie". Es brächte mehr, das Geld in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu investieren. (Günther Strobl, 25.11.2016)