Amazon hat alleine in seinem US-Store über eine halbe Million Bewertungen entfernt.

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"Das Produkt wurde mir vom Hersteller kostenfrei zugeschickt. Dies hat auf meine Bewertung jedoch keinen Einfluss" – ein Nachsatz, der so oder in ähnlicher Form in Amazons deutschsprachigem Onlineshop nicht selten zu finden ist. Und eine Erklärung, die Fragen aufwirft – denn trotz der als Transparenz gedachten Angabe ergibt sich ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Amazon hat Anfang Oktober angekündigt, gegen "incentivierte" Rezensionen vorzugehen. Denn laut Untersuchungen vergaben User in solchen Tests im Schnitt höhere Wertungen: 4,74 von fünf Sternen im Vergleich zu 4,36 für Reviews ohne Rabatt oder Gratisvergabe, so die Analyse von ReviewMeta.

Über 500.000 Bewertungen gelöscht

Der Onlinehändler hat seiner Ankündigung mittlerweile Taten folgen lassen, berichtet die Plattform nun. Und geht dabei sogar strenger vor, als vorgegeben. Denn nicht nur neue Rezensionen, deren Tester Vergünstigungen erhielten, werden großteils entfernt. Auch frühere Testberichte verschwinden zusehends, fasst Techcrunch zusammen.

Zwischen August und Mitte November sind über 500.000 Bewertungen auf dem US-Portal von Amazon verschwunden, wovon 71 Prozent als "incentiviert" eingestuft werden. Ihr Bewertungsschnitt lag bei 4,75 Sternen. Seit Beginn der Löschungen ist der Schnitt der Wertungen neuer Rezensionen für eine Auswahl verschiedener Produkte von rund 4,4 auf 4,25 Sterne gesunken. Der Anteil von Berichten mit Belohnung im Hintergrund ist auf 1,5 Prozent gesunken.

Gleichzeitig scheint Amazon schon länger in seiner eigenen Wertungskalkulation Tests mit rabattierten und geschenkten Produkten nicht zu berücksichtigen. Bei diesen handelt es sich in der Regel nicht um "verifizierte Käufe", für welche tatsächlich eine Bestellung bei Amazon verbucht wurde – und nur diese werden nunmehr in der Standardeinstellung angezeigt.

Problem behoben

"Die Lösung ist nicht zu 100 Prozent perfekt", erklärt ReviewMeta-Technikchef Tommy Noonan. Seiner Ansicht nach ist das Problem damit aber trotzdem behoben, da Amazon mit seinen Maßnahmen den Fluss an neuen incentivierten Produkttests stark eingedämmt und damit "diese Industrie praktisch getötet hat". (gpi, 25.11.2016)