Wer einmal entwurzelt wurde, der weiß wohliges Wiedereinbuddeln zu schätzen. Aber bei aller Wien-Liebe: Es ist geschehen. Der totale Notstand. Schreckensepizentrum: der Christkindlmarkt am Rathausplatz. Zugegeben: Als Erwachsene hat er mich nimmer ganz aus den Socken gehaut – mit Punschlüfterln, Fettbrätern, Plastikzeug und Zuckerwatte, die nie am zuckerwatteaffinen Kind hängenbleibt, sondern von ihm, je nach Wachstumsphase, am samtummantelten Bauch, am schöngeschalten Hals der Mutter appliziert wird.

Staunen über Glanz, Gloria und Christkindlwerkstatt war dennoch einige Jährchen wichtiges Kindheitsaccessoire der finsteren Nachmittage. Und Christbaumkugelstände glänzen die Winterdepression auch heute fast weg.

Das Licht in der Finsternis ist nun hinfort. Lichterketten, die den Rathausgarten in mystisch-fröhlichen hochkitschigen Hain verwandelt haben, sind futsch. Unter ihnen: mein bestes Stück. Der Herzerlbaum. Der ist mir aus dem Herz gerissen worden wie die erste Heimat anno dazumal! Bei aller miesen politischen Lage hätt mich der besänftigt! Ich harre seiner Rückkehr. Es kann nur einen geben. (Julya Rabinowich, 25.11.2016)